Er webt Netze und spinnt Träume

Der neue Landessozialpfarrer in der hannoverschen Landeskirche, Matthias Jung, ist in sein Amt eingeführt worden. Um zu zeigen, wie er arbeitet, nutzte Jung in seiner Predigt einen Faden.

Über neue (rote) Fäden dachte der neue Landessozial-pfarrer Matthias Jung in seiner Predigt nach
Über neue (rote) Fäden dachte der neue Landessozial-pfarrer Matthias Jung in seiner Predigt nachGunnar Schulz-Achelis

Hannover. Jung hat neben seinem Gemeindepfarramt im Rheinland Berufs- und Wirtschaftspädagogik sowie Arbeitspsychologie studiert. Daran erinnerte Oberlandeskirchenrat Rainer Kiefer im Einführungsgottesdienst in der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Seine Masterarbeit schrieb Jung über die  Hartz-IV-Gesetze, seine Promotion über die „Entgrenzung von Arbeit“. Weil er zwei Jahre als KDA-Referent in den Sprengeln Osnabrück und Ostfriesland-Ems tätig war, bringe er gute Voraussetzungen für den Dienst im HkD mit, als Vorgesetzter und als Teamarbeiter. In Anlehnung an einen Paulusspruch aus dem 2. Korintherbrief  meinte Kiefer, Jung habe Freiheit erfahren und ermögliche sie anderen.
Seinen Ansatz als Teamarbeiter unterstrich Jung in seiner Predigt, zu deren Auftakt er die Philosophin Hannah Arendt zitierte: „All unser Handeln ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als Fäden in ein Gewebe zu schlagen, das andere vor uns gewebt haben“. „Ich beziehe mich immer auf das, was andere vor mir geschaffen haben, bringe einen Faden ein, und das Muster wird neu“ sagte Jung und zeigte auf der Kanzel einen roten Faden.

Spielerischer Umgang mit der Arbeit

Dies geschehe auch durch Sprache. In der „Gender-Steuerungsgruppe“ im Osnabrücker Land haben er und seine Frau Christine gerne mitgewirkt; dort seien neue Worte kreirt worden. Sein aktuelles Lieblingswort sei „Faden-Hochzeit“: „Ein Wort, eine Geste, eine Handlung kommt bei dir an. Mein Faden verschmilzt mit deinem Gewebe, und in der Begegnung wird das Muster verändert“, erklärte Jung.
Der Pastor plädierte für einen neuen spielerischen Umgang mit der Arbeit, so wie Gott bei der Schöpfung ja auch gespielt habe. „Was wäre, wenn wir zu spielen beginnen würden, im Arbeitsfeld und Fachbereich, im Landeskirchenamt, mit Gewerkschaftlern und Unternehmern?“ Auch so lasse sich die Welt verändern. „Die Vergangenheit scheint für manche so rosig, dass sie sie mit Gewalt zurück wollen. Aber wir ahnen: Nichts wird so bleiben. Das Wachstumsmodell ist am Ende und verbreitet keine Zuversicht mehr“. Christinnen und Christen könnten hier mutig und gelassen bleiben und „traumspinnend“ wirken, schloss Jung.
In seinem Grußwort erinnerte Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann daran, dass der KDA im Stadtkirchenverband in den der Landeskirche im HkD gewachsen sei und bis heute vielfältig wirke, beispielsweise mit dem Kirchenzelt bei der Veranstaltung zum Tag der Arbeit am 1. Mai. Jungs Bruder Norbert, Kommunalpolitiker in Sachsen-Anhalt, findet dessen Posten eine „wunderbare Einrichtung“, weil er mit Hingehen, Zuhören und Kaffeetrinken oft einen Interessen-Ausgleich schaffen könne. Für den Fachbereich überreichte der leitende Referent im Klima- und Umweltschutz Reinhard Benhöfer Jung schmunzelnd ein Stammbuch, in das die Mitarbeitenden schon einiges eingetragen haben.