Enkel von NS-Gegner Huber beteiligt sich an Erinnerungsprojekt

1.000 Patinnen und Paten wollen an Verfolgte und Ermordete im Nationalsozialismus in München erinnern. Mit dabei ist auch der Enkel von Kurt Huber, der als Mitglied der „Weißen Rose“ hingerichtet wurde.

Unter dem Titel „Die Rückkehr der Namen“ wollen der Bayerische Rundfunk (BR) und die Stadt München am Donnerstag der Verfolgten des NS-Regimes in der bayerischen Landeshauptstadt gedenken. Mit dem Erinnerungsprojekt soll zudem ein Zeichen für Demokratie und Toleranz gesetzt werden. Für die Aktion konnten Patinnen und Paten für über 1.000 Persönlichkeiten gewonnen werden. Sie wollen um 15 Uhr an Orten mit Bezug zu den Lebens- und Leidensgeschichten der Verfolgten mit Erinnerungstafeln von deren Schicksal erzählen und dabei Passanten zum Austausch einladen.

Unter ihnen ist auch Stephan Weiß (66). Der Enkel von Professor Kurt Huber (1893-1943) wird an dem nach seinem Großvater benannten Platz vor der Ludwig-Maximilians-Universität Position beziehen, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Interview sagte. Dort hatte Huber Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft gelehrt und Kontakt zu den Mitgliedern der NS-Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ bekommen. Er schloss sich ihnen an und war Autor des sechsten und letzten Flugblattes. Wegen seines Engagement wurde er verhaftet und zum Tod durch das Fallbeil verurteilt.

Weiß erzählte, seine Mutter habe stets offen über das Schicksal ihres Vaters gesprochen. Als er hingerichtet wurde, war sie zwölf Jahre alt. In erster Linie sei aber zu Hause an den Menschen und weniger an den Aktivisten erinnert worden. Sein Großvater sei eher ein konservativer Mensch aus dem Bildungsbürgertum gewesen. Deshalb könnten sich junge Menschen vielleicht heute eher mit Sophie Scholl als mit ihm identifizieren. Aber Huber habe etwa dazu aufgerufen, dass die Menschen selbst entscheiden und sich nicht vom Gedankengut irgendwelcher Partei-Organisationen einwickeln lassen sollten.

Weiß sagte, es sei ihm wichtig, dass die jungen Leute heute hinschauten, wie mit ihren Mitmenschen umgegangen werde. „Niemand darf diskriminiert werden wegen seiner Herkunft, seines Glaubens, seiner sexuellen Orientierung oder seiner politischen Einstellung.“ Vor allem aber sollte jeder „unsere Demokratie“ als Staatsform zu schätzen wissen und sich für diese einsetzen.