Einzigartiges Urlaubsangebot für Pflegebedürftige und Angehörige
Familien sind Deutschlands größter Pflegedienst. Einmal Urlaub machen, ist für viele kaum vorstellbar. Ein Caritasverband in Nordbayern hat sich für sie jetzt etwas einfallen lassen.
Im Wohnmobil eine gemeinsame Auszeit vom stressigen Alltag nehmen – das können Pflegebedürftige mit ihren Angehörigen ab sofort in Nordbayern. Das Angebot sei bundesweit einzigartig, heißt es.
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) übergab im unterfränkischen Bad Königshofen am Montagabend ein entsprechend ausgestattetes Wohnmobil. Es ist auf einem Stellplatz unmittelbar neben einem Thermalbad fix stationiert und kann bei der örtlichen Caritas als Übernachtungsquartier angemietet werden.
Pro Nacht berechnet der katholische Wohlfahrtsverband 40 Euro, dazu kommen Stellplatzgebühren von 16 Euro und eine Endreinigungspauschale. Über die örtliche Sozialstation sind Pflege- und Betreuungsleistungen abrufbar.
Das Fahrzeug verfügt über ein höhenverstellbares Pflegebett, hat einen breiteren Eingang und ein barrierearmes Bad. Außerdem gibt es Stauraum für einen Rollator oder einen Rollstuhl. Nach Angaben von Ulli Feder vom Kreis-Caritasverband Rhön-Grabfeld sind auch die Franken-Therme und der Stellplatz am Heilwassersee auf mobilitätseingeschränkte Gäste eingestellt.
Wer Pflegebedürftige in der Familie betreue, wolle diese oft nicht alleinlassen, auch wenn er mal eine Entlastung brauche, sagte Feder der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies sei vor allem bei Demenzpatienten der Fall. Außerdem sei es kaum möglich, für Erholungsurlaube von weniger als zwei Wochen einen Kurzzeitpflegeplatz in einem Heim zu bekommen. “Bei uns sind schon drei bis fünf Tage machbar”, fügte sie hinzu.
Laut Gerlach werden etwa 80 Prozent der rund 580.000 Pflegebedürftigen in Bayern zuhause von Angehörigen betreut. Für diese sei das Wohnmobil ein “Leuchtturmprojekt”, so die Ministerin. Sie würde sich freuen, wenn es Nachahmer in anderen Regionen fände. Für die Anschaffung und Umrüstung des Wohnmobils gab es den Angaben zufolge 113.000 Euro aus dem Haushalt des Freistaats. 16.000 Euro investierte die Caritas.
Dort hat man mit dem Wohnmobil schon weitere Pläne. So werden Schulungen ins Auge gefasst für Interessenten, die sich ein solches Wohnmobil zulegen wollen oder Tipps für einen pflegegerechten Umbau brauchen.