Einzigartiges „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ in Zagreb

Auf den ersten Blick wirkt es mehr als skurril – aber warum sollen gescheiterte Partnerschaften eigentlich kein eigenes Museum verdienen? Die vielen Exponate in Zagreb zeigen: Es geht um ein weltumspannendes Thema.

Teddybären in den Schaufenstern, Schlangen vor den Blumenläden: Für frisch gebackene Singles kann der bevorstehende Valentinstag schnell zur Geduldsprobe werden. Das muss aber nicht sein, findet Olinka Vistica. In ihrem weltweit einzigartigen „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ in Zagreb geht sie dem Phänomen von Paartrennungen nach – und nimmt Menschen die Angst vor dem Alleinsein.

„Auf diese Zielscheibe, die ich spende, hat mein Ex mit einer AK-47 geschossen, als wir gemeinsam einen Schießstand in Los Angeles besuchten“, verrät das Schild. Daneben hängt der durchlöcherte Körper aus Pappe. Es ist eines von 4.000 Objekten, die sich im Katalog des „Museum of Broken Relationships“ in der kroatischen Hauptstadt finden. So wie das UNO-Kartenset, mit dem sich ein US-Soldat von der australischen Krankenschwester ablenkte, in die er sich bei einem Afghanistan-Einsatz verliebt hatte. Oder das alte Magazin, in dessen Seiten eine Frau den Namen ihrer Jugendliebe gekritzelt hat. Aus Deutschland kommen unter anderen eine Herpescreme sowie Montierhebel für Fahrräder – skurrile Relikte aus zwei längst geendeten Beziehungen. Dazu zählen auch Tabletten gegen Gastritis, ein Bund Dreadlocks und eine Beinprothese.

Aus verschiedensten Gründen spenden Menschen ihre Erinnerungsstücke an das Museum, erzählt Vistica. Etwa um ihrem Ärger über den Ex-Partner oder die -Partnerin Luft zu machen. „Aber im Grunde wollen sie abschließen. Sie zwingen sich, sich hinzusetzen, nachzudenken und beginnen zu schreiben.“ Jedes Objekt begleitet eine Geschichte des Einsenders. „Das kann ein Satz sein oder ein ganzes Gedicht, das dann ausgestellt wird. Einzig bleibt ein Geheimnis. Denn Museen haben auch einen voyeuristischen Aspekt, man will in das Leben eines Menschen eintauchen. Aber hier geht es um die Allgemeingültigkeit des Erlebten – wir haben alle auf die ein oder andere Weise jemanden verloren“, so Vistica.

Auch das Museum entstand aus einer zerbrochenen Beziehung heraus: 2003 trennte sich Vistica nach drei Jahren von ihrem damaligen Partner Drazen Grubisic. „Wir haben lange darüber gesprochen. Denn wir waren uns bewusst, dass mit dieser Entscheidung all die schönen Dinge, die wir erlebt haben, in Vergessenheit geraten würden. So als hätten sie nie existiert. Das ist doch eine grausame Art, eine Beziehung zu beenden.“ Da der Rosenkrieg ausblieb, entschloss sich das Ex-Paar, seine Erinnerungen in einer Art Zeitkapsel zu konservieren. Das erste Ausstellungsobjekt im neuen Museum war das Maskottchen ihrer gemeinsamen Liebe: ein Aufzieh-Häschen. Man hatte es dem Partner auf Reisen mitgegeben oder ihn damit begrüßt, wenn er zur Tür hereinkam – „Dinge, die man eben tut, wenn man verliebt ist“, lacht die Museumschefin.

Freunde, Verwandte und Fremde steuerten weitere Objekte bei, die von zerbrochenen Ehen, Freundschaften oder Eltern-Kind-Beziehungen berichteten. Ein Teil davon wurde als Wanderausstellung bisher 63-mal um die Welt geschickt. Zwischenstopps gab es unter anderem in Berlin, Heidelberg und Köln. Auf Tournee wächst die Sammlung regelmäßig um weitere Objekte an. Dabei machten sich laut Vistica kulturelle Unterschiede bemerkbar: Während Singles in Mexiko binnen weniger Tage Hunderte Erinnerungsstücke spendeten, sei man in den Niederlanden zurückhaltender gewesen.

Die Stücke sind ein Spiegel der Menschheit. Sie erzählen Vistica zufolge nicht bloß persönliche Schicksale, sondern wirken als Seismograf für Kriege, Krankheiten, Armut und sonstige Probleme einer Gesellschaft. „Viele Objekte, die wir von den Philippinen bekamen, berichten vom Ende einer Beziehung, weil einer der Partner emigriert ist.“ Auch die Pandemie habe den Tenor vieler Geschichten geändert. „Man hat Isolation, Covid-Erkrankungen und Tod miterlebt. Das macht sich auch in der Kollektion bemerkbar; der Humor hat abgenommen.“ Nicht zuletzt erzählten die Objekte auch von politischen Umbrüchen, etwa vom Brexit oder dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien. Das geschehe stets durch die Linse einer zwischenmenschlichen Beziehung.

Die Museumsdirektorin ist überzeugt: Genauso wie Hochzeiten, Todesfälle oder Schulabschlüsse sollte auch das Ende einer Beziehung mit einem Ritual begangen werden. Fernab von Groll, den Blick in die Zukunft gerichtet. So schaffe man Platz für Neues. Dafür stehe symbolisch das Museum und seine Geschichte, erzählt Vistica: „Drazen und ich waren drei Jahre lang als Paar zusammen. Aber das Museum gestalten wir inzwischen seit 20 Jahren gemeinsam.“