Die Christuskirche in Herzberg, die Pauluskirche in Bad Lauterberg und drei weitere Nachkriegskirchen in Niedersachsen hat es getroffen. Und wenn es schlimm kommt, drohen weitere Schließungen. „Etwa jede zehnte unserer rund 380 Nachkriegskirchen bedarf jetzt einer intensiveren Prüfung“, sagt Benita Albrecht, Baudirektorin der Landeskirche Hannovers. Der Prozess sei aufwendig und werde sich hinziehen. Eine akute Einsturzgefahr schließe sie allerdings aus.
Grund für die außerplanmäßige Überprüfung bestimmter Nachkriegskirchen ist der Einsturz des Daches der Elisabethkirche in Kassel vor zwei Jahren. Seitdem sind die für Sicherheit zuständigen kirchlichen Bauämter alarmiert, denn auch in Niedersachsen gibt es ähnlich konstruierte Kirchen.
Sorge bereite die Spannweite von Holzbindern und die Art des verwendeten Leims, erklärt Albrecht. Deshalb müssten jetzt alle Nachkriegskirchen mit Spannweiten von mehr als zwölf Metern und Überständen von mehr als sechs Metern überprüft und dazu noch auf bestimmte bauphysikalische Bedingungen wie Feuchtigkeit untersucht werden.
Kirchen mit Einsturzgefahr: Keine Garantie für die Standsicherheit
Grundsätzlich überprüften Kirchengemeinden einmal im Jahr ihre Kirchengebäude bei einer Baubegehung auf mögliche Schäden, erzählt Albrecht, die als Kirchbaudirektorin der Landeskirche den Ämtern für Bau- und Kunstpflege vorsteht. Alle drei Jahre seien an diesen Routine-Untersuchungen auch die Bau-Experten der Landeskirche beteiligt. „Die Kirche hat viel Erfahrung, Gebäude beim Altwerden zu begleiten“, sagt Albrecht. Man halte sich dabei an die bautechnischen Regelwerke und staatlichen Bauvorschriften.
Doch komplette Entwarnung will die Architektin für die noch zu prüfenden Gotteshäuser nicht geben. Diese Nachkriegskirchen seien eine Herausforderung, betont sie. „Die Erfahrung im Umgang mit den Alterungsprozessen der erstmals in der Nachkriegszeit verwendeten Materialien wächst erst im Verlauf der Zeit.“
Betroffene Gemeinden sind geschockt
Als Reaktion auf Kassel hätten die Ämter für Bau- und Kunstpflege zunächst anhand von Akten ermittelt, bei welchen Kirchen die kritischen Faktoren zutreffen, sagt Albrecht. Mittlerweile unterziehe die Landeskirche jede einzelne dieser Kirchen einer „handnahen Begutachtung“ durch externe Experten. Sei dies nicht schnell genug möglich, schließe man die Kirchen vorsichtshalber.
Die betroffenen Gemeinden müssen jetzt umplanen. „Wir waren geschockt“, sagt Rieke Strutzberg von der Pauluskirche in Bad Lauterberg. Alle Gottesdienste, vor allem die an Weihnachten müssten jetzt an anderen Orten stattfinden. Doch es gebe schon Ideen und Pläne, bestätigt Elisabeth Kienzle von der Christuskirche in Herzberg.
