Einmal Ägäis und zurück

Von einer besonderen Zeit an Bord der „Brandenburg“ berichtet Militärpfarrer Kai Kleina aus Wilhelmshaven – inklusive eines ungewöhnlichen Gottesdienstes.

Ein besonderer Weihnachts­gottesdienst an Bord.
Ein besonderer Weihnachts­gottesdienst an Bord.Privat

Seit längerer Zeit absolviert die Deutsche Marine Auslandseinsätze. Dazu gehört der Nato-Einsatz in der Ägäis, der von unterschiedlichen Einheiten wahrgenommen wird. Einen solchen Einsatz hatte die Fregatte „Brandenburg“, der von Ende Oktober 2020 bis zum Einlaufen Anfang Februar 2021 von mir als Evangelischem Militärpfarrer begleitet wurde. Selbst für jemanden, der selbst als Soldat seinerzeit zur See gefahren ist, war dieser Einsatz ein besonderer, da er unter Corona-Bedingungen stattfinden musste.

Dies hatte auch zur Folge, dass ein Landgang, wie er unter Soldaten der Marine üblich ist, nicht stattfinden konnte. Bis auf kurze Ausflüge auf einen Sportplatz oder das „Sich-die-Füße-Vertreten“ vor dem Schiff blieben alle rund 200 Männer und Frauen an Bord, vom Ablegen des Schiffs bis zum Anlegen im Heimathafen Wilhelmshaven. Diese Situation machte die Besatzung aber auch erfinderisch. So konnte an Bord ein mit Liebe und Hingabe gestalteter Weihnachtsmarkt stattfinden, und das Silvesterfest konnte mit einer Feier fast wie eine „normale“ Feier gestaltet werden­.

Strahlende Sonne, warmer Wind

Ein Höhepunkt für alle war vermutlich Heiligabend. Bei strahlender Sonne, warmem Wind, ruhiger See feierte die Besatzung ein ganz anderes Weihnachtsfest als die Lieben daheim. Auf dem Flugdeck befand sich ein Weihnachtsbaum, der bei den fast sommerlichen Temperaturen etwas spärlicher benadelt war. Dennoch war er festlich geschmückt. Als die Schiffsglocke wie eine Kirchenglocke über die Schiffslautsprecheranlage geläutet wurde, wurde es andächtig still.

Ein eigens geschriebenes Krippenspiel, das nach nur einer „Probe“ uraufgeführt wurde, sorgte für Freude und Heiterkeit. Aber auch die alten, traditionellen Worte der Weihnachtsgeschichte hallten in dieser außergewöhnlichen Atmosphäre noch einmal anders nach als vielleicht früher gewohnt. Mit einem persönlichen Geschenk, einer „Schiffs-Einsatz-Kerze“, gingen die Soldatinnen und Soldaten mit einem Lächeln auf den Lippen in den Abend. Irgendwie hatte man das Gefühl: Gott war zu Besuch an Bord in die Einsamkeit dieses Schiffes auf seiner Mission gekommen.

Unser Autor
Kai Kleina ist Militärpfarrer in Wilhelmshaven.