Warum nicht einfach selbst mit Superkräften die Welt retten: Batman-Maske und Fledermaus-Mantel übergezogen und rein ins schwarze „Batmobil“. Ein Tritt in die Fahrradpedale – und schon geht die virtuelle Jagd durch Gotham City los. Der böse „Joker“ mit dem lachenden Clowngesicht, der die Menschheit vernichten will, hat keine Chance. Man kann alles erreichen, wenn man mutig ist: Das können Groß und Klein für sich als Lehre mitnehmen in der neuen Mitmachausstellung „Superheroes“im Historischen Museum der Pfalz in Speyer.
Ab Samstag sind alle Comic-Superhelden da und stellen ihre Welt bis 18. Oktober 2026 vor: Spiderman, Wonder Woman, Superman und viele andere gute und auch böse Charaktere. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern präsentiert die interaktive Schau mehr als 350 Objekte und zeigt die große Vielfalt des Genres von Manga bis Anime. Zu sehen sind Comics, Figuren sowie Grafiken und Originalzeichnungen von bekannten Künstlern wie dem deutschen Marvel-Zeichner Nic Klein.
„Kinder lernen von den Superheroes, dass wahre Stärke nicht nur in den übernatürlichen Kräften liegt, sondern vor allem im Mut, an sich selbst zu glauben“, sagte Museumsdirektor Schubert bei der Vorstellung. Erstmals flog Superman 1938 los, um Bösewichte mit seinen übernatürlichen Kräften zu besiegen. Seither hat sich eine ganze Armee von Superhelden – und auch Superheldinnen – gebildet, die eine chaotische Welt wieder in Ordnung bringen wollen. Ihnen stehen düstere Gegenspielerinnen und – spieler wie Poison Ivy gegenüber: Die Öko-Terroristein kontrolliert Pflanzen und will die Menschheit auslöschen.
Die Faszination für „Superheros“, die alles gutmachen, entspringe der Sehnsucht der Menschen nach einem „Weltretter“, sagt Kuratorin Henrike Serfas. „Wir wünschen uns aus tiefstem Herzen, auch selbst Notsituationen zu meistern und Menschenleben zu retten.“ Ziel der Ausstellung sei es, Kinder stark zu machen sowie Teamgeist, Kreativität und demokratische Werte zu fördern.
Zu den Highlights der Schau zählen rund 150 Statuen der bekanntesten „Superheroes“ wie Batman aus dem DC- und Marvel-Universum. Darunter sind lebensgroße Figuren, wie Spider-Man, Captain Marvel oder der grüne Hulk. An mehr als 30 interaktiven Stationen kann man auch selbst ein Comiccover gestalten oder wie Superman durch die Luft fliegen – und sich ein Foto davon per E-Mail nach Hause schicken.
Spannend ist die Geschichte der Superhelden, viele ihrer US-amerikanischen Erfinder in den 1930er und 1940er Jahren hatten jüdische Wurzeln. Jerry Siegel und Joe Shuster schufen Superman auch aufgrund ihrer Diskriminierungserfahrungen. Er kommt vom Planeten Krypton auf die Erde und alles daran setzt, zu den Menschen zu gehören. Entsetzt über den Faschismus in Europa ließen die Marvel-Autoren Joe Simon und Stan Lee sowie der Zeichner Jakc Kirby ihren patriotischen Captain America antreten: Mit seinem Schild in den rot-weiß-blauen Farben der US-Flagge schirmt der patriotische Kämpfer alles Böse ab.
Auch den Wandel der Superhelden-Welt zeigt die Schau auf: Dominierten im „goldenen Zeitalter“ der Comics in den 1950er Jahren noch die weißen Muskelmänner, so holten bald die Frauen auf. Die Lasso schwingende Amazone Wonder Womann fesselt ihre Gegner – und zwingt sie, die Wahrzeit zu sagen. Schließlich machen sich Superhelden auch im Zuge der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung für Gleichstellung und Vielfalt stark: Der Black Panther führt 1966 schwarze Menschen in die Comicwelt ein. Jahrzehnte später gibt es mit Super Gay oder dem queeren Hunk auch Superhelden in der Comic-Subkultur.
Ob die eigenen Superkräfte zur Weltrettung ausreichen, kann man übrigens bei der „ChronoX-Saga“ des Jungen Museums testen: Auf einer Multimediaspur durch die Ausstellung nutzt man die Eigenschaften von fünf Superhero-Avataren: Empathie, Zusammenhalt und Mut. Wenn man das gemeinsam aufbringt – das zeigen die Superhelden – ist es nicht zu spät.