Eine Vision des Friedens

Über Frieden damals und heute schreibt Wolfgang Schmidt. Er ist Pastor in Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern).

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jacob, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!“ aus Jesaja 2, 1-5
Jesaja, der Prophet hat eine Vision! Er schaut über Juda und Jerusalem und hat ein Reich des Friedens vor Augen, wo Menschen der ganzen Erde von ihrem bisherigen Lebenswandel umkehren, wo sie all ihre Kraft und Fantasie einsetzen, um Leben zu ermöglichen, wo Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Sicheln gemacht werden, wo kein Krieg mehr geführt und Gottes Wort ernst genommen wird.
Diese Vision beschreibe ich an dem Tag, an dem US-Präsident Trump Bomber über Korea fliegen lässt, nachdem Nordkorea seine zweite Interkontinentalrakete gezündet hatte. Es scheint so, dass der Friede in weite Ferne gerückt ist, nicht nur in dieser Region, sondern oft auch mitten unter uns. Mit der Vision des Jesaja wird uns ein Bild der Hoffnung auf Frieden und gutes Miteinander geschenkt und zugleich ein Weg aufgezeigt, wie sich dieser Friede ausbreiten kann: Es braucht Menschen, die sich innerlich auf den Weg begeben zu Gott, die bereit sind, von IHM zu lernen und auf seinen Steigen zu wandeln.
Auf eindrückliche Weise gelungen ist das zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Südamerika. Als Argentinien und Chile wegen heftiger Grenzstreitigkeiten vor einem Krieg standen, die Soldaten aufmarschiert, Waffen und Kanonen gegeneinander in Stellung gebracht waren, gelang es besonnenen Menschen aus beiden Ländern, den Krieg zu verhindern und Frieden zu schließen. Anschließend goss man aus den Kanonen ein riesiges Standbild, das Christus darstellt, und stellte es mitten in den Anden auf der Ländergrenze auf. Seitdem steht dieser Christus dort, in der einen Hand ein Kreuz haltend, mit der anderen die beiden Völker segnend. „Eher sollen die Berge der Anden in Staub zerfallen, als dass die Völker von Argentinien und Chile den Frieden brechen, den sie zu Füßen ihres Erlösers zwischen sich aufgerichtet haben“, steht auf dem Sockel. Dieser Weg macht deutlich, dass die Erfüllung der Friedens-Vision des Jesaja möglich ist, immer da, wo Völker oder Menschen Gott zum Maßstab für ihr Handeln machen und bereit sind, seine Wege zu gehen.
Unser Autor
Wolfgang Schmidt
ist Pastor in Grimmen (Mecklenburg-Vorpommern).
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.