Eine Kirchenruine als Filmstar

Der Regisseur sah nur ein Foto der Kirchenruine Dambeck in Mecklenburg-Vorpommern – und war sofort begeistert. Jetzt drehte sein Team dort.

Die Kirchenruine in Dambeck
Die Kirchenruine in DambeckHans-Joachim Kohl

Dambeck. Die Kommissare Lona Mendt (Schauspielerin Petra Schmidt-Schaller) und Frank Elling (Sascha Gersak) sind die Helden der neuen ARD Miniserie „Die Toten von Marnow“, die im Herbst 2020 ausgestrahlt wird. Gemeinsam verschlägt es sie auf ihrer Suche nach einen Serienmörder, der seine Opfer vermeintlich unzusammenhängend auswählt, ausgerechnet nach Mecklenburg. Hinter den grausamen Morden entdecken die Kommissare aber vor allem die Umrisse eines Skandals, in den Alt-Stasi, Geheimdienste und die westdeutsche Pharmaindustrie verwickelt zu sein scheinen.

Hauptdrehort neben Schwerin, Hannover, Wolfsburg und Berlin war in Mecklenburg die kleine Stadt Mirow. Doch für einige Szenen war eine alte Kirche nötig. „Wir haben ein altes Gebäude gesucht, keinen modernen Bau, lieber ein altes Gemäuer, was so eine gewisse Historie mit sich bringt“, berichtet Produzent Hajo Kentschke.

Gottesdienst nur zu Pfingsten

In Dambeck bei Röbel wurde das Team mit Hilfe eines Locationscouts fündig. Hier steht eine der ältesten Kirchen im Süden Mecklenburgs. Wahrscheinlich schon 1180 als spätromanische Wehrkirche erbaut, ist sie seit 1920 ungenutzt und scheinbar dem Zerfall Preis gegeben. Ein Foto der Kirchenruine – und der Regisseur war restlos begeistert. Noch besser: Der nahe gelegene See. „In der Serie entsteht ein Dreieck aus einem Campingplatz, einer Klinik und einer Kirche, die alle an einem See gelegen historisch miteinander verbunden sind“, erläutert Hajo Kentschke.

Laut Drehbuch betreut ein Pfarrer noch einige wenige Dagebliebene im Ort, berichtet der Produzent weiter. Auch in der Realität passiert bisher nicht viel in Dambeck: Nur zu Pfingsten gibt es an der Kirchenruine einen Gottesdienst. „Das soll sich aber in naher Zukunft ändern“, sagt Heidrun Scherfig-Drese, die Vorsitzende des Fördervereins Kirchenruine Dambeck. Dieser gründete sich im Mai 2014 und will die Dambecker Kirche erhalten und ist kräftig am Restaurieren.

Dafür wurden provisorische Gerüste zur Stabilisierung der Ruine auf der Südseite aufgebaut. Der Dachstuhl über dem Chorraum wurde bereits erneuert. Die Gerüste mussten ein paar Tage vor den Dreharbeiten weichen.

Auch auf Friedhof wurde gedreht

Alle hofften, dass während des Drehs kein starker Wind aufkommt, der den Giebel auf den neu gebauten Dachstuhl werfen könnte. Rund um die Kirche nutzten die Filmemacher auch den alten Friedhof mit dem alten Eichenbestand. Von diesem kann der Gast auf den Dambecker See schauen. Hier begegnet der junge Kommissar am Anfang des zweiten Teils von „Die Toten von Marnow“ dem besagten Ortspfarrer und befragt ihn zur Geschichte des Ortes, die natürlich nicht mit der der Dambecker Kirche gleichzusetzen ist.

Welche Rolle die mecklenburgische Kirchenruine in der Serie hat, ob sich in den Ruinen Hinweise auf den Serienmörder befinden, erfahren die Zuschauer ab Herbst. Nach zwei Drehtagen mit gutem Wetter waren die Aufnahmen für die ARD-Krimiserie jedenfalls im Kasten. Alles wurde wieder abgebaut, und der Förderverein war froh, dass nichts passiert war.

Produzent Hajo Kentschke betonte: „Unsere Aufgabe ist es, den Ort, an dem wir drehen, genauso zurückzulassen, wie wir ihn vorgefunden haben. Dementsprechend räumen wir auf und ziehen ab, und dann wird von uns nicht viel übrig bleiben.“

TV-Team dankt

Das Engagement der örtlichen Gemeinde, der Kirchengemeinde und des Fördervereins wurde auch dem Filmteam zuteil. Ausdrücklich bedankte sich der Produzent bei allen Beteiligten, „dass alles sehr gut geklappt hat“. Der Dank galt auch vielen ortsansässigen Handwerkern und Firmen, die das Ausstattungsteam tatkräftig unterstützten.

Einige Spuren rund um die fast 1000 Jahre alte Kirche waren allerdings doch noch zu entdecken. Der Förderverein baute indes das Gerüst wieder auf. Noch in diesem Herbst soll der erste Bauabschnitt – das neue Dach über dem Chorraum – abgeschlossen werden. Der Dachstuhl ist schon fertig, die Eindeckung soll bald beginnen. Ab Sommer 2020 sind neben Theaterveranstaltungen und Konzerten rund um und in der Kirchenruine auch besondere Gottesdienste sowie Trauungen und Taufen geplant.