Eine Hommage an Bob Dylan

Rechtzeitig zum 80. Geburtstag des Musiker widmet sich Maik Brüggemeyer in einem aufschlussreichen Buch den Songs von „His Bobness“.

Pixabay

„Ein Lied geht von selbst“, so ähnlich hat es Bob Dylan einmal notiert, und wer in dem berühmten Dokumentar­film dem Songwriter an der Schreibmaschine zusieht oder seine Liedtexte liest und gesungen hört, der erlebt, wie die Songs im Fluss entstehen und mit jeder Aufführung neu entstehen können.

Der Flow in Dylans Songs ging über die handwerklichen Grenzen klassischer Folksongs hinaus und bewegte narrative Elemente aus der Literatur, biblische Motive und immer wieder auch Anspielungen auf vorangegangene Songs wie Treibgut mit sich.

Mit dieser kreativen Freiheit, die eine neue literarische Kategorie, die lyrics hervorbrachte, also Lieder, in denen Text und Musik eine hermetische Einheit bilden, hat Dylan unzählige Songwriter inspiriert. Da wundert es nicht, dass sich das Interesse an Robert (Zimmerman) Dylan von seiner ohnehin nicht zweifelsfrei zu ermittelnden Biografie mehr auf die Geschichte seiner Wirkung verlagert hat.

Ganz eigene Geschichten

Rechtzeitig zum 80. Geburtstag von „His Bobness“ am 24. Mai ist nun ein Buch erschienen, in dem deutschsprachige Liedermacher unter dem Titel „Look out Kid“ ihre Geschichten zu den Liedern des großen Inspirators vorlegen. Viele der Texte spinnen dessen Lieder weiter oder kreieren dazu ganz eigene Geschichten, die davon erzählen, welche persönliche Bedeutung ein bestimmter Song für den Erzähler gewonnen hat. So prägt in einer Geschichte von Frank Goosen­ das berühmte „It’s alright Ma, I’m Only Bleeding“ die Erinnerung an den schmerzlich empfundenen Rausschmiss, der einem Kind durch ein halbstarkes Pärchen widerfahren ist.

Christiane Rösinger gibt eine vorsichtige Abgrenzung des berühmten Dylan-Songs „Don’t think twice“ von den sexistischen Tendenzen der Popkultur. Der Song „I want you“ ist von Judith Holofernes ins Deutsche übertragen.

Bizarre Kontexte

Inspiriert von den bizarren Kontexten, in denen sich Dylans Lieder oft beheimaten, erzählt Julia Friese von einem Nackten in einem Restaurant, der sich am Ende der Geschichte mit der Weisheit gegen die Cops wehrt: Panta Rhei – alles fließt.

Der Herausgeber Maik Brüggemeyer widmet sich in der letzten Geschichte einer Ikone des Dylanismus, dem Cover des Albums „Blonde on Blonde“, auf dem Dylan in einer zweireihigen Wildlederjacke zu sehen ist. Eine solche Jacke möchte der junge Erzähler tragen und nicht die von den Eltern aufgezwungenen Kunstlederjacke, die ihn von seinem Idol trennt. Erst als diese Zumutung in einer rituellen Verbrennung vernichtet wird und ihm ein Freund ein Exemplar der gewünschten Jacke überlässt, kann der Junge einen Schritt weiter in sein Leben gehen. Besser hätte Bob Dylan diese Geschichte­ auch nicht erzählen können­.

Maik Brüggemeyer (Hrsg.): Look Out Kid. Bob Dylans Lieder, unsere Geschichten.
Ullstein 2021, 271 Seiten, 18 Euro.

Info
Das Buch können Sie hier bestellen. Außerdem finden Sie viele weitere Publikationen in der Evangelischen Bücherstube.
Telefonische Bestellhotline: 0431 / 51 97 250 oder per E-Mail: bestellservice@buecherstube-kiel.de
Die Evangelische Bücherstube gehört wie die Evangelische Zeitung zum Evangelischen Presseverband Norddeutschland.

Einen neuen Buch-Tipp veröffentlichen wir jeden Montag.