Eine Glocke für den Frieden

Die „Jerusalemer Friedensglocke“ ist am Sonntag mit einem Pferdetreck vom Hamburger Heiligengeistfeld durch Norddeutschland gestartet.

Eine Friedensglocke, die zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus 2025 nach Israel gebracht werden soll, wird in den nächsten Wochen durch Niedersachsen und durch weitere Bundesländer reisen.
Eine Friedensglocke, die zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus 2025 nach Israel gebracht werden soll, wird in den nächsten Wochen durch Niedersachsen und durch weitere Bundesländer reisen.epd/Stephan Wallocha

Hamburg. Als ein Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung wird die „Jerusalemer Friedensglocke“ auf einer ersten Etappe durch insgesamt fünf Bundesländer ziehen, sagte der Organisator, der brandenburgische Pfarrer Helmut Kautz. Die Tour mit 14 Pferden und 20 Menschen wird drei Wochen dauern.

Die insgesamt 20 Tagesetappen von jeweils rund 25 Kilometern sollen zum Kloster Marienfließ in der Prignitz (Brandenburg) führen. Ziel sei, die brandenburgische Friedensglocke zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus 2025 nach Israel zu bringen.

Friedensglocke wurde im Museumsdorf Volksdorf geweiht

Der Hamburger Alt-Erzbischof Werner Thissen und die Hamburger Pastorin Gabriele Frietzsche feierten gemeinsam mit „Pferdepfarrer“ Helmut Kautz einen Gottesdienst unter freiem Himmel. Kautz, erster Vorsitzender des Vereins „Friedensglockentreck“, erinnerte in seiner Ansprache an die Bibelworte „Schwerter zu Pflugscharen“, die seit den 1980er Jahren zu einem Sinnbild des Völkerfriedens geworden seien.

Die Friedensglocke sei aus „altem Kriegsschrott“ gefertigt, so Kautz. Unter dem Titel „Metallspenden des deutschen Volkes“ wurden in den beiden Weltkriegen Kirchenglocken abgehängt und eingeschmolzen, um daraus Munition und Waffen zu fertigen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sind rund 75.000 Glocken eingeschmolzen worden. Der Verein Friedensglocke wähle nun den „umgekehrten, friedlichen Weg“. Aus dem gesammelten Kriegsmaterial sei jetzt eine „wahrhaftige Friedensglocke“ entstanden.

Friedensbrot wird zu jeder Etappe gebrochen

Ein weiteres Friedenssymbol im Rahmen der Aktion sei das Brechen des „Friedensbrotes“, gebacken von Bäckermeister Karl Dietmar Plentz aus Schwante bei Berlin. Das Brechen des Friedensbrotes gehöre bei jeder der folgenden Etappen dazu, hieß es. Ebenso werde eine kleine Friedensglocke verschenkt und ein Friedensfest gefeiert. Beim Gottesdienstes im Museumsdorf war die Glocke von Alt-Erzbischof Werner Thissen geweiht worden. Auch die 14 Pferde und ihre Begleiter erhielten seinen Segen für die anstehende Tour.

Symbol des Friedens und Miteinanders

Die Verantwortung Deutschlands gegenüber der Geschichte dürfe nicht nachlassen, sagte Sonja Lahnstein-Kandel vom Förderkreis der Haifa-Universität (Israel) in ihrem Grußwort. Die Bundestagsabgeordnete des Bezirks Wandsbek, Aydan Özoguz (SPD), erinnerte an das „enge Band zu Israel“ und bezeichnete die Aktion als ein „Symbol des Friedens und Miteinanders“.

Weitere Touren der rund 70 Kilogramm schweren Friedensglocke durch Deutschland sind in den kommenden Jahren geplant. 2018 war Pfarrer Kautz bereits mit einem mehrmonatigen Pferdetreck rund 2.300 Kilometer nach Weliki Nowgorod in Russland unterwegs, um dort eine Friedensglocke zu übergeben. (epd)