Eine ganz starke Sache

Wie der Mensch angesprochen wird, das entscheidet über sein Leben. Lob stärkt das Selbstbewusstsein und das Vertrauen in eigene Fähigkeiten, während ausbleibendes Lob die Angst vor Fehlern schürt.

Lob und Komplimente machen uns stark - auch wenn wir uns mitunter schwer damit tun, sie anzunehmen.
Lob und Komplimente machen uns stark - auch wenn wir uns mitunter schwer damit tun, sie anzunehmen.TSEW/stock.adobe.com/Bro Vector

Peter ist schockiert. Nach vielen Jahren trifft er eine Cousine wieder. Die erzählt ihm, dass Peters Vater oft von seinem Sohn geschwärmt habe. Was der alles könne! Nun ist der Vater gestorben. Aber er sei ja wohl sehr stolz auf Peter gewesen.

Peter versteht die Welt nicht mehr. Jahrzehnte hat er in der festen Annahme gelebt, für den Vater ein Versager zu sein. Dass der Alte stolz auf ihn gewesen sein könnte – undenkbar. „Warum hat er mir das nicht ein einziges Mal gesagt?“

Menschen sehnen sich danach, dass man sie lobt. Sie tun sich aber auch unglaublich schwer damit. Und zwar in beide Richtungen. Beim Lob geben mag Unsicherheit ein Hindernis sein; die Angst, eigene Leistung damit zu schmälern. Vielleicht auch schlicht Gedankenlosigkeit.

Lass das Lob viel öfter zu!

Aber auch ein Lob anzunehmen, fällt nicht immer leicht. Anerzogene Vorstellungen von Bescheidenheit stehen dem entgegen oder auch Argwohn („Was will die jetzt von mir?“). In beiden Fällen, beim Geben und beim Nehmen, gilt: Lass das Lob viel öfter zu!

Denn wie die Menschen angesprochen werden, das entscheidet über ihr Leben. Hören sie: „Gut gemacht!“, entwickelt sich Urvertrauen, sie fühlen sich gewollt, entwickeln Selbstbewusstsein.

Hört der Mensch das nicht, oder schlimmer: hört er das Gegenteil, dann fühlt er sich ungewollt; sein Selbstbild wird schwach, angefressen von Furcht und Sorge.

Du bist geliebt und gewollt

Hier kann die Taufe ein gutes Bild sein. Und zwar gerade die Kinder- oder Säuglingstaufe. Denn die wird getragen von der Vorstellung: Gott sagt ein unbedingtes „Ja“ zu mir. Noch bevor der Mensch irgendetwas aus eigenem Willen tun oder entscheiden kann, gilt Gottes Zuspruch: Du bist geliebt und gewollt. Freilich, die Erwachsenen müssen dem Kind dann später diese Bedeutung der Taufe vermitteln, damit sie mit Leben gefüllt wird.

Wo fängt man an, Gutes zuzusprechen?
Im Alltag: ein freundliches Wort. Für den Verkäufer. Die Paketzustellerin. In der Arztpraxis.
Auf der Arbeit: Da wird viel zu wenig gelobt, das ist ein Kardinalfehler von Vorgesetzten. Dabei ist nachgewiesen, dass zu wenig Lob zu sinkender Motivation und zu Leistungsabfall führt.

In Partnerschaft, Freundschaft und (Achtung!) Ehe. Und, siehe Peter, bei den Kindern.
Kniffelig sind Komplimente, die sich auf das Aussehen beziehen.

Zuviel kann schaden

Allerdings, wie so oft im Leben: Zuviel des Guten kann schaden. Wenn Kinder nur noch hören „toll gemacht!“ oder Arbeitskollegen nicht mehr mitbekommen, was bei ihnen schräg läuft… Ausgewogenheit und Balance sind wichtig.

Gut gemacht! Das sollten wir in Zukunft öfter sagen. Es öffnet die Herzen. Vielleicht kommt dann nicht nur ein Lächeln zurück. Sondern auch ein Lob oder Kompliment für einen selbst. Und das wird guttun. Wetten?