Eine Frage der Würde
Im Herbst soll am Berliner Alexanderplatz unweit der Marienkirche ein Körperwelten-Museum mit plastinierten Leichen entstehen. Kommentar von Angelika Beer
Kommentar von Angelika BeerSie sind weder blass noch grau, ihre Wangen nicht eingefallen, ihre Körper nicht totenstarr. Mit den roten Muskeln, so durchtrainiert, als seien sie eben noch in einem Fitnessstudio gewesen und mit den inszenierten Haltungen wirken die Gestalten des Plastinators Gunther von Hagens seltsam lebendig und gleichzeitig gruselig. Da sitzen sie an einem Tisch und spielen Karten, nehmen Anlauf zum Hochsprung oder schauen sich im Spiegel an. Ab Herbst soll unter dem Berliner Fernsehturm eine Dauerausstellung der umstrittenen „Körperwelten“ zu sehen sein. Nur ein paar Schritte entfernt von der Marienkirche. Aber was sind diese Plastinate und warum üben sie eine so eigentümliche Faszination aus? Sind sie eine würde- und geschmacklose Zurschaustellung von Verstorbenen, eine reine Darstellung von Anatomie oder sogar Kunst? Jedenfalls hat das Bezirksamt Mitte keine Gründe gefunden, die geplante Ausstellung zu verbieten. (…)
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