Eine digitale Schnitzeljad zur Reformation

Ein Hamburger Jugendpfarramt hat eine Geochaching-Tour zum Reformator Johannes Bugenhagen entwickelt. Die elektronische Schnitzeljad soll Jugendlichen die Reformation nahe bringen.

Die Mitarbeiter machen die Probe aufs Exempel
Die Mitarbeiter machen die Probe aufs ExempelFelix Tenbaum

Hamburg. „Hier muss er irgendwo sein“, ruft Diakonin Wiebke Johannsen. Sie schaut sich um, „der Hinweis war: ‚Sucht in 1,7 Meter Höhe…‘ – Ha! Gefunden!“, erklärt sie, greift in eine Astgabel und zieht eine kleine Dose heraus. Darin befindet sich ein zusammengerolltes Stück Papier mit Informationen und einer Aufgabe darauf. Sie liest vor: „Als einer der ersten Pfarrer heiratete Bugenhagen am 13. Oktober 1522. Seiner Meinung nach gehörte die Ehe eines Geistlichen einfach zur Gottesordnung dazu. Bugenhagen begründete nach seiner Hochzeit eines der ersten evangelischen Pfarrhäuser, wo er mit seiner Familie einzog. Um zu erfahren, welche wichtige Rolle Johannes Bugenhagen in Hamburg gespielt hat, geht jetzt zu den Koordinaten: N 53°33.481, E 009°58.995.“
Geocaching ist eine Art elektronische Schnitzeljagd. Es geht darum, bestimmte kleine und versteckte Metalldosen („Caches“) anhand der Koordinaten, also des Längen- und Breitengrades, ausfindig zu machen. Die Koordinaten werden in einen Empfänger eingegeben, der sich mit drei Satelliten verbindet und so per GPS-Signal die Position der Sucher orten kann. Eine „Kompassnadel“ zeigt an, wo und in welcher Richtung der Cache versteckt ist – auf einen Meter genau.

Inspiriert von einer Luther-Tour

Zwölf Dosen sind für die Tour um Bugenhagen auf dem gesamten Gelände von Planten un Blomen im Herzen Hamburgs versteckt. Von GPS-Empfängern gelotst, dauert die Suche mit Rätseln, Aufgaben und allem Wissenswerten ungefähr drei Stunden. Bei strahlendem Sonnenschein vergehen sie allerdings schnell.
Pastorin Ute Andresen und einige Mitarbeiter des Hamburger Jugendpfarramts haben vor rund einem Jahr an einer Caching-Tour in Erfurt teilgenommen und waren sofort begeistert. „Mir war gleich klar, dass wir das auch bei uns in Hamburg brauchen“, erzählt Ute Andresen von den Anfängen der Idee. „Aber genau das Gleiche wollten wir nicht machen. Also haben wir uns für eine Tour über Johannes Bugenhagen entschieden, der ja für Hamburg der mit Abstand bedeutendste Reformator war.“

Skandal um Bugenhagen

Und so befindet sich in einer der Caching-Dosen die Geschichte über den Skandal der Nicht-Zulassung des jungen Geistlichen zum Hauptpastor an der Hauptkirche Sankt Nikolai im Jahre 1524. Zwar war er beim Kirchenvorstand und bei der Bevölkerung sehr beliebt, doch da Johannes Bugenhagen als einer der ersten Priester der damaligen Zeit verheiratet war, erkannte der Senat seine Wahl zum Hauptpastor nicht an. In einer anderen Dose stecken Informationen über die reformatorischen Gedanken Bugenhagens und seine Verdienste um Bildung und Diakonie in Hamburg.
Der Caching-Weg ist vor allem für Jugendliche wie etwa Konfirmandengruppen gedacht. „Geschichten sind eben Geschichten, und vor allem Jugendliche behalten zum Beispiel Werte und Gedanken der Reformation viel besser, wenn sie sie mit einem Erlebnis verbinden“, erklärt Andrea Janssen, die die Geocaching-Route konzipiert und geplant hat. Das Bugenhagen-Geocaching ist Teil der bundesweiten Initiative „DenkWege zu Luther“, die in der Reformationsdekade mit zahlreichen Geocaching-Projekten das Leben und Wirken Martin Luthers und anderer Reformatoren an den dazugehörigen Orten verbindet.

Bugenhagen-Tour kann überall gespielt werden

„Die komplette Geocaching-Ausrüstung, also Empfänger, Dosen und natürlich der Inhalt, ist mobil“, sagt Pastorin Andresen. „Das bedeutet, dass man ohne Probleme in jeder Kirchengemeinde und mit jeder Gruppe ganz einfach Geocaching über Johannes Bugenhagen spielen kann. Das Einzige, was geändert werden muss, sind die angegebenen Koordinaten, und die kann man ohne Probleme aus den Geräten ablesen.“ Auch die Diakonin Wiebke Johannsen ist begeistert: „Wenn es uns schon so großen Spaß macht, dann ist das für Kinder, Jugendliche oder Konfirmanden genau das Richtige. Jetzt können wir die Tour auch anleiten, das wird gerade im Reformationsjahr bestimmt super.“
Die Geocaching-Tour zu Bugenhagen vermittelt geschichtliches und theologisches Wissen rund um die Reformation und verbindet sie mit einer Freizeitbeschäftigung,  die im Trend liegt. Die hauptamtlichen Mitarbeiter des Jugendpfarramts sind jetzt als Teamer geschult und warten auf interessierte Gruppen. Verstecke aufspüren, Rätsel raten und Aufgaben lösen rund um die Reformation und das mithilfe von Koordinaten, Navigation und Satellitendaten – eine ungewöhnliche Idee, die sich im Test bewährt hat.
Info
Informationen zu Geocaching-Projekten gibt es unter www.denkwege-zu-luther.de/geocaching. Ansprechpartnerin für Hamburg ist Saskia Bittner, erreichbar montags bis donnerstags per E-Mail unter bittner@jupfa.de oder unter Telefon 040 / 58 95 02 40.