Eine Ausstellung, die sich ständig wandelt

Eine Espresso-Maschine von der Weltraumstation ISS, ein Set aus Spielzeugfiguren und Zeichnungen für eine Graphic Novel – das alles ist in der Ausstellung „Heimaten“ in Hamburg zu sehen.

Über "Heimaten" erzählt die Ausstellung eine Menge
Über "Heimaten" erzählt die Ausstellung eine MengeHenning Rogge

Hamburg. In der Ausstellung „Heimaten“ im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe können die Besucher aktiv an der Antwort auf die Frage „Was ist Heimat?“ mitgestalten. Die multimediale Schau ist von Grund auf offen und vieldeutig, sagt Kuratorin Amelie Klein. Die Ausstellung basiert auf Fragen, gebündelt in sieben zentrale Themen. Besucher können ihre Antworten direkt per Smartphone einbringen.

Eine klare Definition für Heimat gebe es nicht, so Klein. Daher trage der Titel auch den Plural „Heimaten“. Zu sehen ist die Schau bis 9. Januar 2022. Die rund 150 Exponate sollen Denkanstöße und Diskussionsstoff liefern. Es geht etwa um den Einfluss von Orten, Gerüchen oder Gemeinschaft auf das individuelle Heimatgefühl. Die Ausstellung greift das Artensterben ebenso auf wie das Thema Flucht.

Was bleibt von Heimat?

Eine Espresso-Maschine, die extra für den Einsatz auf der Weltraum-Forschungsstation ISS entwickelt wurde, steht im Kapitel „Ist Ihre Heimat etwas Sinnliches?“. Tafelsilber aus der Provenienzforschung soll anregen zu der Frage: Was bleibt von Heimat, wenn Gemeinschaft zerstört wird? Zu sehen ist ein handgeschnitztes Spielzeugfiguren-Set von Lyonel Feininger, ein „chest binder“, den Trans-Menschen tragen, um ihre Brust abzubinden, und Familien-Dokumente, die der Illustratorin Nora Krug als Grundlage für ihre Graphic Novel „Heimat“ dienten.

Eine Collage aus Papier und Notizbüchern, erstellt von Giuditta Vendrame und Fiona du Mesnildot
Eine Collage aus Papier und Notizbüchern, erstellt von Giuditta Vendrame und Fiona du MesnildotHenning Rogge

Besucher der Ausstellung können sich eine theoretische Staatsangehörigkeit von einem Algorithmus berechnen lassen. Sie basiert auf dem persönlichen Surf-Verhalten im Internet. Die Frage nach dem Stolz auf die eigene Staatsbürgerschaft wird begleitet von Exponaten, die aus Wimpeln, Pässen und Wappentieren geschaffen wurden.

Einige Podeste und Vitrinen sind, vor allem zu Beginn der Ausstellung, noch frei. Sie werden nach und nach durch performative Projekte bespielt. Damit solle unterstrichen werden, dass die Definition dessen, was als Heimat gilt oder gelten darf, einem ständigen Verwandlungsprozess unterliegt, sagte Kuratorin Klein. Damit befinde sich auch die Ausstellung selbst in einem ständigen Wandel. (epd)