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Ein Zeichen der “gemeinsamen Geschichte von Juden und Franken”

Im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim ist am Sonntag die translozierte Landsynagoge aus Allersheim (Kreis Würzburg) offiziell eingeweiht worden. Sie trage dazu bei, die gemeinsame Geschichte von Juden und Franken „für alle erlebbar zu machen“, sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sowie der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, laut Redemanuskript. Eine Synagoge stehe „für eine unumstößliche Wahrheit: Franken, Bayern und Deutschland sind seit mehr als eineinhalb Jahrtausenden auch die Heimat von Juden“.

Die im Jahr 1740 in Allersheim errichtete Synagoge ist ein Beispiel für eine schlichte fränkische Landsynagoge, wie es vermutlich viele gab. Ihr äußeres Erscheinungsbild unterscheidet sie kaum von einem normalen Bauernhaus. Die verfallene Synagoge war Ende 2014 transloziert, also abgebaut und ins Museum „übersiedelt“ worden. Seither wurde sie aufwändig rekonstruiert.

Museumsleiter Herbert May hatte die geplante Einweihung bereits im Frühjahr als „Highlight der Museumssaison“ angekündigt. Am Sonntag erklärte er laut Redemanuskript das schlichte Erscheinungsbild der Synagoge: „Es wird vermutlich etwas mit den geringen finanziellen Möglichkeiten der jüdischen Gemeinde Allersheim zu tun gehabt haben, es war ganz offenkundig eine arme Landgemeinde.“ Unter den Festgästen begrüßte er auch Nachfahren des letzten Rabbiners der Synagoge, Nathaniel Daniel Weisbart.

Laut Schuster hätten der Verlust jüdischer Landgemeinden und die Schoah dafür gesorgt, dass „so manchem die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte hier in Franken verloren gegangen“ sei. Oft werde er dieser Tage gefragt, ob bei den deutschen Juden noch Koffer im Schrank stünden oder ob man bereits auf gepackten säße. Der Bau einer Synagoge sei „eine in Stein gemeißelte Antwort darauf: Es ist das diametrale Gegenteil von Koffern“.

Der Zentralratspräsident stellte dar, wie die Zahl jüdischer Familien in Allersheim zum Ende des 18. Jahrhunderts auf 18 gestiegen war, später aber infolge von Pogromen und Landflucht stark sank. 1911 war die Synagoge schließlich verkauft und umgebaut worden. Schuster erinnerte daran, dass „manches, was wir heute als vermeintlich urfränkisch ansehen, erst lange nach der Entstehung des Landjudentums dazugekommen“ sei – etwa bestimmte Volksmusik.

Mittelfrankens Bezirkstagspräsident Armin Kroder (Freie Wähler) hatte im Frühjahr gesagt, mit der Allersheimer Synagoge wolle man die Bedeutung des Judentums im ländlichen Franken hervorheben.

Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim ist eine Einrichtung des Bezirks Mittelfranken. Gegründet wurde es Ende der 1970er-Jahre und besteht aus translozierten Gebäuden aus ganz Franken, die auf dem 45 Hektar großen Museumsgelände wieder aufgebaut wurden – darunter auch die protestantische Windsheimer Spitalkirche und die katholische Kapelle aus Rodheim. (00/3347/15.10.2023)