Ein wunderbares Gefühl

Über die schwierige Sache mit der Liebe schreibt Kristina Pitschke. Sie ist Pastorin in Horst bei Eckernförde in Schleswig-Holstein.

Tú Anh / Pixabay

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen“ aus dem Römerbrief 11, 25-31

Früher haben sie jede freie Minute zu zweit verbracht. Jeden Morgen hat Elisa an der Ecke auf Anne gewartet, um mit ihr gemeinsam zur Schule zu gehen. Nachmittags haben sie immer zusammen gespielt, bis es dunkel wurde und einer von ihnen nach Hause musste. Sie waren unzertrennbar. Bis Anne eines Tages Mareike kennenlernte. Und mit einem Mal war die Zeit zu zweit vorbei. Elisa wartete immer noch jeden Morgen, aber Anne kam nicht mehr allein. Es war nicht mehr so wie vorher. Elisa verstand nicht, warum ihre Freundschaft auf einmal nicht mehr gut genug war. „Warum reiche ich ihr denn nicht mehr?“ Und Mareike freute sich zwar, dass sie eine neue Freundin hatte, aber sie war auch eifersüchtig darauf, dass die beiden anderen so eine innige Beziehung hatten. Manchmal fühlte sie sich wie das dritte Rad am Wagen. Und Anne? Anne hatte beide lieb.

Mit der Liebe ist es manchmal eine schwierige Sache. Es ist ein wunderbares Gefühl, geliebt zu werden und jemand anderen zu lieben, aber Liebe macht auch verletzbar. Manchmal ist Liebe nicht Romantik, Küsse und Milka-Herzen. Manchmal ist Liebe Verlustangst und Eifersucht.

Wozu Liebe führen kann und dass aus Liebe auch schnell Hass wird, daran denken wir am Sonntag. Es ist Israelsonntag. Wir erinnern uns, dass das Christentum nicht aus luftleerem Raum entstanden ist, sondern dass die Wurzeln unseres Glaubens ihren Ursprung im Judentum haben. Wir erinnern uns, wozu der Konkurrenzkampf um die Liebe Gottes in der Geschichte geführt hat: zu Tod und Schmerz und Verfolgung.

„Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt.“ Der Text zu diesem Lied stammt von Schalom Ben-Chorin, einem deutschen Juden, der 1935 nach Israel auswanderte. Auf seine Initiative hin gründete sich die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim evangelischen Kirchentag. Dort wird das Lied das erste Mal gesungen. Denn es bleibt dabei: Wir sind geliebt. Wir alle. Nichts kann uns von Gottes Liebe trennen

Unsere Autorin
Kristina Pitschke ist Pastorin in Horst bei Eckernförde in Schleswig-Holstein.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.