Ein Weihnachtsbaum – aus Müll gebastelt

Auf diese Idee muss man erstmal kommen: Schüler aus Laage bei Rostock haben aus Abfall einen Christbaum gemacht – und sind damit bei einem Bibelwettbewerb sehr erfolgreich gewesen.

Schüler der 10. Klasse des Recknitzcampus aus Laage haben diesen Baum gebastelt
Schüler der 10. Klasse des Recknitzcampus aus Laage haben diesen Baum gebasteltPrivat

Laage. Ein selbst gebastelter Weihnachtsbaum, bestehend aus so viel Plastikmüll, wie eine Familie in Deutschland ihn im Durchschnitt über die Weihnachtsfeiertage verbraucht – das ist der Beitrag, mit dem Zehntklässler der Kooperativen Gesamtschule Recknitzcampus in Laage einen ersten Platz beim landesweiten Bibelwettbewerb gewonnen haben, dotiert mit 1000 Euro.

„Wir haben den Baum auf dem Adventsmarkt in Laage aufgestellt“, erzählt Fachlehrerin Anja Hauffe. Geformt war er aus Plastiktüten, Saftkanistern, Kunststoffverpackungen und Tragetüten, geschmückt mit roten Kugeln. Ein Supermarkt hatte das Material zur Verfügung gestellt. So sollte eine Mahnung geschaffen werden, um gegen den Plastikmüll, der täglich produziert wird und die Umwelt belastet, ein Zeichen zu setzen.

Motto „Was bewegen“

Etwa 200 Schüler aus Mecklenburg-Vorpommern haben sich am Bibelwettbewerb unter dem Motto „Aufstehn. Losgehn. Was bewegen“ beteiligt. Das Justizministerium, zuständig auch für kirchliche Angelegenheiten, hatte ihn ausgerufen, um die Auseinandersetzung von Schülern mit Bibeltexten zu fördern. Drei Sieger in drei Altersstufen wurden gekürt.

Die 10. Klasse des Recknitzcampus beteiligte sich mit gleich drei Beiträgen. „Die Schüler haben sich zu unterschiedlichen Themen aufgeteilt“, erklärt Anja Hauffe. Aus den vorgegebenen Bibeltexten entschieden sie sich für die Berufung Jeremias als Prophet von Jesu Wort; einen Text, der sich auch auf die Erfahrung der Schüler anwenden ließ. „Wir haben aktuelle Bezüge gesucht und sind unter anderem auf ‚Fridays for Future‘ gekommen“, erzählt Anja Hauffe – hier werde die Jugend zum Mahner. Eine Erkenntnis sei, dass die Jugend eine Stimme habe und sich dessen bewusst sein solle. Daraus ergab sich als erstes Thema die Frage: „Plastikmüll – wer trägt die Verantwortung?“ Heraus kam der ausgezeichnete Plastik­christbaum.

Talkshow mit jungen Landwirten

„Viele der Schüler kommen aus Dörfern, in denen ihre Familien von der Landwirtschaft leben“, so Anja Hauffe. Deshalb war das zweite Thema ein Arbeitstagebuch zur Situation der Landwirte aus der Perspektive ihrer Kinder. Im Hintergrund stehen die Proteste der Bauern, um auf ihre schwierige Situation aufmerksam zu machen. „Dazu gehörte eine Talkshow mit einem jungen Landwirt, der aktiv bei den Bauernprotesten war, und mit dem örtlichen Pastor Thomas Kretschmann zum provokativen Thema: ‚Ein Kreuz mit dem Kreuz – warum stehen grüne Kreuze auf den Äckern?‘“

Engangierte Schüler

Die dritte Gruppe arbeitete zum Thema „Organspende – Helfen jetzt!“. „Die Schüler haben sich zur Notlage vieler Kranker informiert, die auf ein Spenderorgan warten.“ Es folgte eine Recherche zur Spenderbereitschaft in Deutschland sowie zur Motivation von Spendern. Der Aufbau eines Instagram-Accounts ergänzte die Aktion.

„Es hat zwar nur die Arbeitsgruppe zum Umweltschutz den 1. Preis bekommen, doch aus meiner Sicht haben ihn alle verdient“, sagt Anja Hauffe. Die Schüler hätten alle sehr engagiert gearbeitet und sich selbstständig um Organisation und Information gekümmert. „Ein alter biblischer Text wurde transformiert in die Lebenswelterfahrungen Jugendlicher“, sagt sie. „Das fand ich im Projekt am bemerkenswertesten. Ein Bibelwort wurde so lebendig.“