„Ein Steuermann in schwieriger Zeit“

Mit 95 Jahren ist der Thüringer Alt-Bischof Werner Leich gestorben. In seiner kühlen Klarheit habe er beim SED-Regime auch Repressionen gegen die Bevölkerung angesprochen, sagen Weggefährten.

Werner Leich ist mit 95 Jahren gestorben
Werner Leich ist mit 95 Jahren gestorbenImago / stock & people

Der langjährige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Werner Leich, ist tot. Er starb am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren, wie die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland mitteilte. Leich hatte das Bischofsamt von 1978 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1992 inne.

Leich lebte laut Landeskirche zuletzt in einer diakonischen Einrichtung in Tambach-Dietharz im Landkreis Gotha. Die Thüringer Landeskirche war im Jahre 2009 mit der Kirchenprovinz Sachsen zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland fusioniert.

„Großer Theologe“

Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer würdigte Leich als großen Theologen: „Er hat in allen, auch den schwierigsten Situationen, stets darauf bestanden, eigene Positionen mit dem abzugleichen, was die Bibel uns aufträgt.“ Dies habe ihn als leitenden Bischof in der DDR auch mutig in Gespräche mit dem Staat gehen lassen.

Es sei Werner Leich hoch anzurechnen, „dass er mit seiner kühlen Klarheit in Verhandlungen mit dem SED-Regime auf eine größere Unabhängigkeit der Kirche gedrängt und die Repressionen gegenüber der Bevölkerung kritisch angesprochen habe“, sagte Kramer. Damit habe er vielen Menschen Hoffnung gemacht und sich jeder Resignation verweigert.

Kramers katholischer Thüringer Amtskollege Ulrich Neymeyr dankte in einem gemeinsamen Kondolenzschreiben mit seinem Amtsvorgänger Joachim Wanke für das Miteinander von evangelischen und katholischen Christen, das Leich „in bestem ökumenischem Geist“ gestaltet habe. Der Bischof des Bistums Erfurt fügte hinzu: „In den schwierigen Zeiten der SED-Diktatur, der friedlichen Revolution und der Veränderungen durch die Vereinigung Deutschlands war Landesbischof Leich stets ein verlässlicher Partner.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) würdigte Leich laut einem Tweet der Thüringer Staatskanzlei als „Steuermann in einer schwierigen Zeit und starke Persönlichkeit der Zeitgeschichte“.

Geboren in Mühlhausen

Leich wurde am 31. Januar 1927 in Mühlhausen geboren. 1951 trat er als Vikar in den Dienst der Thüringer Landeskirche ein, 1978 wurde er Landesbischof. Von 1980 bis 1983 leitete er das Lutherkommitee der Evangelischen Kirchen, von 1983 bis 1986 war er Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche der DDR und von 1986 bis 1990 Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen in der DDR.