Ein Pilgerweg der spielerischen Inspiration

Das Missionswerk in Niedersachsen begibt sich auf einen Pilgerweg zum Frieden. Die Pilger erfahren nicht nur viel zum Thema, sondern sollen vor allem eigene Ideen einbringen, damit das Zusammenleben friedlicher wird.

„Gerechtigkeit und Frieden“ steht auf einem Metallgitter. Um es zu lesen, muss man sich auf eine Bank legen und in den Himmel schauen.
„Gerechtigkeit und Frieden“ steht auf einem Metallgitter. Um es zu lesen, muss man sich auf eine Bank legen und in den Himmel schauen.epd/Hans-Christian Roestel

Hermannsburg. Menschen miteinander ins Gespräch bringen, sich gemeinsam für Frieden in der Welt ­einsetzen, dafür steht das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen in Hermannsburg (ELM). Seit diesem Wochenende bietet es einen rund vier Kilometer langen Pilgerweg durch den Heideort an, um diese Themen zu vertiefen. An sechs Stationen können sich Pilgernde mit Frieden auseinandersetzen, eigene Ideen einbringen.

Respekt und Gerechtigkeit

Dazu bietet das ELM viele Informationen, Kunst und Anregungen, die zum Selber-Denken, Selber-Ausprobieren und Selber-Machen inspirieren sollen. Start und Ziel des Pilgerweges ist das Ludwig-Harms-Haus. „Legen Sie sich einmal auf die Bank“, rät Anette Makus. Station 1 an der ELM-Zentrale besteht aus einer aus großen Holzklötzen zusammengesetzten, kreuzförmigen Bank. Wer auf ihr liegt und in den Himmel schaut, sieht ein Metallgitter mit dem Credo der Station: „Gerechtigkeit und Frieden“.

Die Kunstwerke stehen alle auf Grundstücken des ELM oder der beteiligten Großen Kreuzkirchengemeinde, die als Station 5 beispielsweise die „Klagemauer“ beheimatet. Es handelt sich um eine Wand aus Holzscheiten, zwischen die man eigene Botschaften oder Gebete stecken kann. „Wenn Menschen an dieser Mauer ihre Klagen Gott übergeben können, haben sie vielleicht den Kopf wieder frei sich auf neue Wege einzulassen. Ich bin gespannt, wie diese Möglichkeit genutzt wird“, so Anette Makus, die beim ELM für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising zuständig ist.

Auch Hannah Rose ist dabei. Die Referentin für Armut und Friedensarbeit International ist Ideengeberin und Projektleiterin des Friedensweges. Insgesamt haben über 60 Kollegen, Künstler und weitere ehrenamtliche Engagierte das Projekt gestemmt. Die multimedialen Inhalte wurden von Menschen aus der Region, aber auch internationalen Partnerkirchen des ELM gemeinsam erarbeitet.

Die ruhigen, teils mit Kopfsteinpflaster belegten Seitenstraßen des Heideortes oder der Örtzepark laden dazu ein, sich auf das Thema einzulassen – und das sowohl analog als auch digital. Denn auf ihrem Weg können sich die Teilnehmenden von ihrem Smartphone leiten lassen, das ihnen den Weg zur jeweils nächsten Station zeigt und spielerische, inspirierende, aber auch nachdenklich machende Impulse zur Verfügung stellt. Alle Informationen sind jederzeit digital abrufbar, egal ob auf Handy, Laptop, an den Bildschirmarbeitsplätzen im Ludwig-Harms-Haus oder zu Hause am Computer.

„Ein ziemlich komplexes Bildungsprojekt“

Der kontemplative Weg funktioniert aber auch ohne Handy. Dann zeigen Wegweiser, wo es zur nächsten Station geht, schriftliche Infos hält ein Flyer bereit, der ab dem 18. Juni im Ludwig-Harms-Haus und der Tourist-Info in Hermannsburg ausliegt. „Auf die Besucher warten inspirierende Kunstwerke von Wladimir und Natalia Rudolf, einem renommierten Künstlerehepaar aus Munster, wie hier im Harms-Haus das Gemälde ‚Frieden gehen‘“, erklärt Anette Makus.

„Friedensort to go“ soll animieren

Das Konzept des Weges basiert auf den „Friedensorten“ der Landeskirche Hannovers, zu denen auch das Missionswerk zählt. Gefördert wird der Weg durch den „Fonds Friedenswege“ der Landeskirche Hannovers, die Hanns-Lilje-Stiftung und das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung. „Da wir ja einer der Friedensorte sind, lag die Idee zu diesem ‚Friedensort to go‘ nahe“, erläutert Hannah Rose: „Das Ganze ist ein ziemlich komplexes Bildungsprojekt.“ Vor allem gehe es darum, die Besucher zu animieren, selbst etwas zu machen. „Wir fragen am Ende ja konkret nach ‚deiner Aktion‘ – also was jeder selbst dafür tun kann, dass sein Leben oder Konflikte mit anderen, aber auch unser aller Zusammenleben auf der Welt friedlicher und mit weniger Konflikten funktioniert.“

Die Ergebnisse sollen schließlich auf einer Online-Plattform zusammengetragen werden. Denn es geht bei dem Projekt auch um das, was sich aus dem Input der Besucher, ihren Gedanken und Ideen entwickeln lässt. Der Weg richte sich ja auch nicht nur an private Tagesbesucher, sondern auch Jugend- oder Konfirmandengruppen, die dann wiederum ihre Erlebnisse und Eindrücke mit anderen teilen könnten. „Wir wollen damit zeigen, dass Frieden ein stetiger Prozess ist“, hält Hannah Rose fest.

Weitere Informationen und Anregungen zur Teilnahme am „Friedensort to go“ gibt es unter www.friedensort2GO.de.