Ein Märchenzelt soll das Reformationsfest schmücken

1000 Wolleknäuel, viel Zeit, Geduld und handwerkliches Geschick – das sind einige der Zutaten, aus denen das Märchenzelt für das Reformationsfest im niedersächsischen Bohmte entstand.

Sandra Korndorf präsentiert einen Teil des Märchenzelts
Sandra Korndorf präsentiert einen Teil des MärchenzeltsChrista Bechtel

Bad Essen. Ob in der evangelisch-lutherischen St. Thomas Kirchengemeinde oder in der benachbarten katholischen Kirchengemeinde St. Johannes in Bohmte: Sandra Korndorf engagiert sich für alles, „wofür ich gebraucht werde.“ Jetzt hat sie ein besonders großes Projekt in die Wege geleitet: Ein Märchenzelt, das im Rahmen des Reformationsjubiläums, das in St. Thomas vom 27. bis 31. Oktober begangen wird, zum Einsatz kommt.
„Fünf Tage wird mit einem sehr umfassenden Programm gefeiert. Das bereiten wir schon seit fast zwei Jahren vor“, erklärt Sandra Korndorf, die zum Vorbereitungsteam gehört und der das Organisieren besonders viel Freude macht. „Meine Hauptaufgabe im Ausschuss ist die Vorbereitung eines Mittelalterfestes am Sonntag, 29. Oktober. Inzwischen haben wir es ausgeweitet, sodass schon ein Teil am Sonnabend zu unserem ‚Kindertag‘ dazukommt“, erläutert sie. An dem Wochenende würden dann zum Beispiel ein Falkner und eine Schmiede vor Ort weilen, sodass Kinder schmieden können. Es werde auch einen Gewürzstand oder ein Lagerfeuer geben, an dem Stockbrot gebacken werden kann.

Idee entstand beim Kirchentag

„Wir waren in Berlin auf dem Kirchentag, kamen aus der Messehalle raus – und da stand ein Tipi, gehäkelt“, erzählt die Physiotherapeutin, wie die Idee entstand. Kreiert habe es offenbar eine Künstlerin aus Rheinland-Pfalz. „Diese Stimmung passte einfach“, schwärmt Korndorf. Sie machte sofort per Handy Fotos. „Wir brauchten noch etwas, wo wir eine Geschichtenerzählerin für das Reformationsfest unterbringen wollten“, verdeutlicht die 39-Jährige. Sie zeigte die Fotos der Erzählerin Petra Stephan, die ebenfalls beeindruckt war. Mit viel Ehrgeiz und dem „OK“ von Pastor Hartmut Weinbrenner begann sie, an dem Zelt zu arbeiten.
Für das Märchenzelt, das einen Durchmesser von dreieinhalb Metern hat, mussten insgesamt 3000 Quadrate gehäkelt werden. „Allein hätte ich es nie und nimmer geschafft. Ich habe zwar mit viel Euphorie angefangen, musste aber schnell feststellen, dass ich nicht mehr als drei bis fünf Quadrate in der Woche schaffe, weil ich ja noch berufstätig bin“, schildert die engagierte Ehrenamtliche.
Weil mit einem Knäuel Wolle maximal drei Quadrate entstanden, brauchte man 1000 Knäuel. „Das wird teuer, war uns schnell klar“, veranschaulicht Sandra Korndorf. Obwohl eine Spenderin namens „Rilana“ aus Ostercappeln sehr viel Wolle bereitgestellt habe. „Aber keine 1000 Knäuel“, sagt die Bohmterin lächelnd. Daraufhin habe sie einen Spendenaufruf gestartet. „Der brachte zwar einige Wollspenden, aber nicht den Durchbruch. Da dachte ich, dass das Projekt scheitert, zumal die Zweifler mehr wurden. Zudem benötigten wir ja auch einen Pavillon.“

Hilfe auch aus dem Ausland

Doch so schnell ließ Sandra Korndorf sich nicht unterkriegen und gründete Mitte Juni eine Facebook-Gruppe. Parallel schrieb sie einige Häkler aus einer Tierschutzgruppe an, in der sie sich ebenfalls engagiert. In der Gruppe seien 120 Häkler. „Die fanden das Projekt klasse und sagten: ‚Klar, wir häkeln schon‘“, berichtet sie. Das Projekt wurde ihr zufolge zum Selbstläufer. Zudem habe sie in ihren Patientenstamm Wolle gegeben. „So haben beispielsweise Omis im Altenheim Quadrate gehäkelt“, stellt sie begeistert dar – auf diese Weise hätten sich sogar Freundschaften entwickelt. „Das ist tatsächlich ein Friedensprojekt geworden“, meint Korndorf. Denn die meisten der inzwischen gut 4000 Quadrate seien nicht aus dem Altkreis Wittlage gekommen, sondern aus Berlin, Nürnberg, aus Frankfurt und zweimal aus Luxemburg. „Und niemand hat Geld dafür genommen. Einfach für ein Dankeschön, für leuchtende Augen“, freut sich die ehrenamtliche Kirchenmitarbeiterin.
Dadurch, dass es jetzt mehr als 3000 Quadrate geworden sind, sprudeln bereits die nächsten Ideen. „Da das Projekt viel Geld gekostet hat, haben wir bunte Einkaufstaschen gekauft und nähen Quadrate drauf, die wir verkaufen oder gegen Spenden abgeben werden. Damit wieder etwas in unsere leeren Kassen zurückkommt“, erhofft sich Sandra Korndorf.
Inzwischen sind die Dach- und Seitenteile des Märchenzelts bereits zusammengenäht. Weil die Stadtwerke Osnabrück LEDs bereitstellten, wird das Zelt sogar beleuchtet sein. „Weil wir immer noch ganz viel Energie haben, haben wir nun noch Sterne gehäkelt, die neben den Lampen vom Himmel runterhängen werden. Und wir wollen noch Decken häkeln, die für Innenwärme sorgen“, so die Bohmterin, die hofft, dass noch jemand Kissen sponsert, „damit die Kinder auch sitzen können.“ Am 28. und 29. Oktober kann das kunterbunte Märchenzelt dann gebührend bewundert werden.