Ein Leben für das Kind in der Krippe

Man könnte ihn den „König der Krippen“ nennen: den katholischen Pfarrer Franz Pitzal. Bereits als Junge beeindruckten ihn Weihnachtskrippen. Als Vertriebener kam er 1946 aus Iglau in Tschechien nach Leinzell (Ostalbkreis). Indem er für seine Nachbarn Milch holte, verdiente er sich etwas Taschengeld, von dem er sich nach drei Jahren Sparen seine eigenen Krippenfiguren schnitzen lassen konnte: „Damit hat alles seinen Anfang genommen.“

Den Stall, den er als Junge selbst baute, und die mühsam ersparten Figuren sind im „Museum Renninger Krippe“ zu sehen, einem Fachwerkhaus in der Nähe des Rathauses, das 2009 eröffnet wurde. „Besonders stolz war ich damals, dass der Stall eine Tür hatte, die auf und zugeht“, erinnert sich der 86-Jährige lächelnd.

Nach seiner Weihe als Priester hatte er die Idee, jedes Jahr eine Weihnachtskrippe zu einem aktuellen Thema aufzubauen, wie „Stille Nacht“, bedeutenden Bergen der Menschheit oder dem Thema „Corona“. Zuerst fand die Krippe in der Bonifatiuskirche in Renningen statt und später in der Martinuskirche in Malmsheim. Die jeweils 70 bis 80 Meter lange Krippe zog in diesen insgesamt 42 Jahren jedes Jahr Zehntausende von Besuchern an. „Durch diese Art von Krippe haben wir eigentlich alle angesprochen: Kinder und Senioren, Gläubige und weniger Gläubige – selbst der Sänger Tony Marshall ist jedes Jahr zu Besuch gekommen.“

Die Figuren gestaltete die 2001 verstorbene Künstlerin Hildegard Buchhalter, viele der Hintergründe von Krippen zeichnete Pitzal selbst. Unterstützt wurde er von einem großen Team von Ehrenamtlichen, die wochenlang die Krippen aufbauten. Mit den Spenden aus der Renninger Krippe konnte Pitzals Kirchengemeinde in zahlreichen Ländern Hilfsprojekte unterstützen.

Auch wenn der Träger des Bundesverdienstkreuzes offiziell seit zwei Jahren im Ruhestand ist und seitdem die große Krippenausstellung ein Ende hat, bedeutet das nicht, dass es nun ein Weihnachten ohne die „Renninger Krippe“ geben muss. Zum zweiten Mal schickt Pitzal die „Renninger Krippe“ auf Reisen: Ab sofort sind Teile der Krippe zum Thema Frieden in Kirchen an 14 Orten in Württemberg aufgebaut. Mit jeder Krippe wird ein anderes Thema aufgegriffen: So zeigt zum Beispiel die Krippe in der Evangelischen Kirche in Calw, wie sich Menschen aus allen Kontinenten für den Frieden einsetzen, in Waiblingen in der St. Antonius-Kirche sind Friedensnobelpreisträger aus allen Kontinenten zu sehen.

„Frieden kann nicht von oben verordnet werden. Es braucht vernünftige und verantwortungsbewusste Menschen“, schreibt Pitzal in einem seiner Bücher. „Zum Frieden gehört auch Gott. Über Gott können wir selbst in schwierigsten Situationen zumindest zu einem inneren Frieden kommen.“ Die Spenden, die an den Krippenstationen eingenommen werden, kommen dem Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, zugute, der in Odessa Binnenflüchtlingen hilft.

Zudem zeigt im Renninger Krippenmuseum seit dem zweiten Advent bis Anfang Februar eine Internationale Krippenausstellung insgesamt 50 Krippen aus vier Kontinenten. Und noch viel mehr kann in dem Museum entdeckt werden: Beispielsweise ein weißes Käppchen, die Kopfbedeckung des Papstes, die der Priester bei einer Begegnung mit Papst Franziskus erhielt, und Puppen mit den jeweiligen Trachten aus aller Welt, die Pitzal von seinen Reisen mitbrachte. Auch ein Kreuz, das damals aus dem Eisernen Vorhang herausgeschnitten wurde, ist zu sehen.

Im Museum sind auch die zehn Gebote der Hoffnung mit Figuren aufgebaut, die der Theologe selbst formuliert hat: Es kann Hoffnung werden, wenn Fremde Gastfreundschaft erleben und die Sprache unterrichtet bekommen, wenn Einsame und Verängstigte ermutigt und Kranke besucht werden, Kinder und Jugendliche einbezogen werden, und es Arbeit gibt, und Menschen zum Gebet eingeladen werden. „Hoffnung und Freude – das soll den Menschen an Weihnachten weitergegeben werden, das ist in diesem Jahr noch wichtiger als sonst“, sagt Franz Pitzal. (2963/09.12.2023)