In Lutz Naschkes Vorgarten flattern Schmetterlinge aus dem blühenden Lavendel: Kohlweißlinge, Zitronenfalter und ein kleines Tagpfauenauge. Hummeln und Bienen laben sich an Wildblumen zwischen ungemähten Gräsern. Auf einem großen Beet wächst Gemüse, hinter dem Haus reift Obst. Zwei junge Apfelbäume sind neu angepflanzt. Sie heißen „Warraschke“ und „Kaschacker“. Es sind alte Sorten, die hier in Guben gezüchtet wurden, genauso wie der Spillingsbaum, der ebenfalls neu im Garten ist.
Ein kleines grünes Paradies entsteht hier in der Gubener Gärtnerstraße (Kirchenkreis Cottbus). Es ist ein Ortsname mit Geschichte, denn nach der Bodenreform 1946 siedelte man in dieser Straße Gärtner aus dem Obstanbaugebiet „Gubener Berge“ an, das heute auf polnischer Seite der Neiße liegt. Zunächst führten sie ihre Betriebe selbstständig, in den 1960er Jahren zwang man sie in die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft (GPG). Auch der Großvater von Lutz Naschke war einer von ihnen. Naschke weiß noch, wo einst die Gewächshäuser und Anzuchtbeete standen.
Zurück zu den Wurzeln
Die kleinen Gärtnereien sicherten nicht nur den Lebensunterhalt, sie versorgten die Familien fast vollständig mit Lebensmitteln. „Es wäre gut, wenn wir dahin zurückkämen“, sagt er. Künftig will er Menschen helfen, ihre Gärten naturnah und im Einklang mit der Schöpfung zu bewirtschaften – „um Verantwortung und Hoffnung zu bewahren in einer apokalyptischen Zeit, die der Klimawandel bedroht“. Mit „Arche N – Schöpfung und Hoffnung bewahren“ hat er ein Konzept entwickelt, das Handlungsoptionen und ein Bekenntnis zur Bewahrung der Schöpfung vereint. „Ehrfurcht vor der Natur setzt eine spirituelle Sichtweise voraus“, betont er und hat dazu ein Bekenntnis entwickelt.
Dieses ist Teil des Veranstaltungsformates „Läuten für die Schöpfung“, das die Kirchengemeinde Region Guben jeden letzten Sonntag im Monat anbietet – mit Gesang, thematischen Impulsen und Diskussionen. Zum Auftakt Ende Juni kam auch der Bürgermeister von Guben, der großes Interesse an Umweltschutzthemen zeigt, wie Pfarrer Eric Söllner erfreut berichtet. „Als Christen können wir Menschen zusammenbringen und der Spaltung in der Gesellschaft entgegenwirken.“ Söllner freut sich zudem über den Beschluss des Gemeindekirchenrats und des Wirtschaftsausschusses, die Wiesenflächen auf dem Gemeindefriedhof seltener zu mähen. „Das Bewusstsein in der Gemeinde wächst“, sagt er.
Alte Wege, neue Ideen
Schon jetzt bietet die Website des Projektes viele Anregungen, auch für Kinder im Bereich „Kinder-Arche“, etwa einen „Abschiedsbrief an das Flugzeug“ zu schreiben. „Wir müssen neue Wege im Umgang mit unseren Ressourcen finden“, ergänzt Naschke. „Leihen statt kaufen, weniger Auto fahren und fliegen, den eigenen Garten bewirtschaften und wenn möglich sogar Tiere halten.“ Naschke selbst baut gerade einen Hühnerstall, der lange ungenutzt verfiel.
Auch die Scheune hat er mit Hilfe wieder aufgebaut und nutzt sie nun als Lagerraum. „Vielleicht richte ich dort auch eine kleine Ausstellung ein“, überlegt er. In diesem Sommer geht Lutz Naschke nach seiner Tätigkeit als Lehrer und Sonderpädagoge in den Ruhestand und will sich dann intensiver dem Garten, dem Arche N-Projekt, dem Aufbau der Gubiner Stadtkirche und ProGuben.e.V. widmen. Für ein paar Stunden bleibt er noch Lehrer, jetzt an einer Evangelischen Grundschule in Berlin, wo er das Projekt „Kinder-Zukunftsarche“ einbringt.
Naschke möchte nicht nur beraten, sondern seinen Garten bald auch zur Anschauung öffnen. „Trotz schlechter Prognosen muss der Mensch daran glauben, dass er Hoffnung und Schöpfung bewahren kann“, sagt er.
