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Ein himmlisches Spiel

Die erste Auflage der „Schalke-Bibel“ kam vor zehn Jahren heraus und ist längst vergriffen. Jetzt hat der christliche Fanclub „Mit Gott auf Schalke“ eine Neuauflage gestaltet

Eine Bibel für Fußball-Fans, das ist einmalig in Deutschland. Wie es zu der Idee kam und was das Besondere an der Schalke-Bibel ist, erzählt die stellvertretende Vorsitzende des Fanclubs „Mit Gott auf Schalke“, Anke Ballhausen. Die Fragen stellte Anke von Legat.

Wie kommt ein Fußball-Fanclub auf die Idee, eine Bibel herauszugeben?
Die Idee für die Schalke-Bibel ist schon zehn Jahre alt. Der damalige Schalke-Kapitän Marcelo Bordon hatte einen Bibelkreis, und wir auch. Wir kamen in Kontakt und haben uns gefragt: Was können wir gemeinsam machen? So wurde wenig später die erste Schalke-Bibel geboren.

Und die war ein Erfolg?
O ja! Wir hatten damals 8500 Stück drucken lassen, die sind längst vergriffen. Die Neuauflage haben wir jetzt herausgebracht, weil wir von Fans immer wieder nach der Bibel gefragt wurden. Bei Taufen oder Hochzeiten ist sie total beliebt.

Was hat sich in der Neuauflage verändert?
Der Bibeltext nach der Neues-Leben-Übersetzung ist grafisch ansprechender geworden: Alle Jesus-Worte sind jetzt rot gedruckt, so dass man sie schon beim einfachen Durchblättern auf einen Blick findet. Vor allem haben wir aber unseren 80-seitigen Schalke-Teil verändert. In der ersten Auflage hatten wir viele Portraits von christlichen Schalke-Profis. Jetzt spielen hier nicht mehr so viele Fußballer, die sich öffentlich als Christen bekennen – mir fällt gerade nur Thilo Kehrer ein und den haben wir dann auch gleich interviewt. Ansonsten haben wir diesmal mehr über die Aktivitäten unseres Fanclubs geschrieben.

Worum geht es in Ihren Aktivitäten?
Wir möchten Fairness und Menschlichkeit im Fußball bewahren und zeigen: Alle sind Menschen, auch wenn sie beim Spiel unsere Gegner sind. Das versuchen wir zum Beispiel mit unseren Banner-Aktionen und unseren Gottesdiensten.

Banner-Aktionen – wie läuft das?
An unserem Stammplatz oben in der Südkurve vor Block 78 hängt  immer unser 10 Meter breites Banner „Mit Gott auf Schalke“, und je nach Gelegenheit hängen wir noch eins daneben. Das fällt dann schon auf. Zum Beispiel, als Trainer Ralf Rangnick 2011 öffentlich machte, dass er an Burnout leidet – da stand da „Fußball ist unser Leben?! Gottes Segen und gute Besserung, Ralf“. Und als Manuel Neuer zu Bayern München wechselte, hieß es „Ein Neuer im Tor ersetzt keinen Manuel“. Später hat Manuel uns gesagt, dass das die erste positive Reaktion auf seinen Wechsel gewesen sei; für die meisten anderen Schalke-Fans war er nach 20 Jahren plötzlich der Verräter. Daran sieht man ja, wie wichtig es ist, so eine Haltung zu zeigen.

Und die Gottesdienste?
Ganz wichtig: wir sind immer ökumenisch „mit Gott auf Schalke“ unterwegs – bei uns sind Katholiken, Protestanten und Freikirchler herzlich willkommen!
Wir bieten Anpfiff- und Abpfiff-Gottesdienste an, mit denen wir die Saison einrahmen. Am meisten Aufsehen erregen aber die Derby-Gottesdienste vor den Spielen gegen Dortmund. Das können viele Fans überhaupt nicht verstehen, dass wir gemeinsam mit unseren „Feinden“ Gottesdienst feiern und mit denen zusammen beten. Aber gerade das ist uns wichtig. Wenn wir die Fans vom christlichen BVB-Fanclub „Totale Offensive“ treffen, sieht man: Die sind richtig nett – auch wenn sie von Fußball natürlich überhaupt keine Ahnung haben …

Was macht einen christlichen Fanclub überhaupt aus?
Wir bekennen uns zum christlichen Glauben und zu christlichen Werten. Für uns gehört Gott überall im Alltag dazu: Wenn wir zur Arbeit gehen, Wäsche aufhängen, Auto fahren – und eben auch, wenn wir ins Stadion gehen. Das heißt dann beim Spiel: keine bösen Fangesänge mitsingen, keine Gewalt oder Randale, keine Gehässigkeiten, auch wenn der Schiedsrichter mal einen Fehler macht. Und auch mal Danke sagen – so wie bei Manuel Neuer oder auch bei unseren Dankeschön-Aktionen für Ordner, Sicherheitskräfte, Polizei und Schalke-Mitarbeiter.

Beten Sie für den Sieg?
Nein, ich bete nicht für den Schalke-Sieg. Das wäre ja schon deshalb blöd, weil die gegnerischen Fans für ihren Verein beten! Es gibt auch keinen Fußballgott. So ein Gerede ärgert mich. Ich bete dafür, dass es friedlich bleibt und sich keiner ernsthaft verletzt. Gott ist beim Spiel mit dabei, weil er einfach bei allem im Leben dabei ist – egal, ob wir gewinnen oder verlieren.

Letzte Frage: Gibt’s im Himmel auch Fußball?
Ich hoffe es! Warum auch nicht – Fußball macht so viel Spaß, und Gott ist ja kein Spaßverderber!

• Die Schalke-Bibel kann im Internet unter www.mitgottaufschalke.com bestellt werden. Außerdem gibt es sie in den Buchhandlungen Junius, Sparkassenstraße 4, Gelsenkirchen, und Kottmann, Nienhofstraße 1, Gelsenkirchen-Buer.