Ein ganz besonderes Geschenk
Der Kinderchor feiert zehnten Geburtstag – und macht sich das schönste Geschenk selbst: ein Musik-Video mit einem prominenten Sänger, zu sehen auf Youtube.
Hamburg. Es hätte auch ganz anders laufen können. Einen großen Kinderchor hatte Christine Wolter jedenfalls nicht im Sinn, als sie dem Sohn einer befreundeten Familie ein Geschenk zur Taufe machen wollte. Das Kinderlied „Ich schenk Dir einen Regenbogen“ live gesungen – das war ihre Idee. Dazu trommelte sie ein paar Kinder aus der Nachbarschaft zusammen und probte im heimischen Wohnzimmer.
Der Auftritt kam gut an. Sogar so gut, dass mehrere Eltern bei Christine Wolter anfragten, ob sie nicht häufiger mit den Kindern proben könnte. So sang sie in den folgenden Wochen mit den Kindern in Räumen der Gemeinde St. Petrus in Hamburg-Heimfeld, erst im kleinen Konfi-Saal, dann im großen Gemeinde-Saal. Denn das neue Angebot hatte sich im Viertel schnell herumgesprochen.
Besonderes Geschenk
Das war vor zehn Jahren, aus dem Auftritt zur Taufe ist längst der Chor „Singzwerge“ geworden, mit etwa 70 stimmgewaltigen Nachwuchs-Sängern ab vier Jahren. Das Konzert zum Jubiläum musste leider ausfallen, soll aber so schnell wie möglich nachgeholt werden, wenn die Pandemie es erlaubt. Stattdessen hat Christine Wolter ihren Schützlingen ein ganz anderes Geschenk gemacht.
Die Chorleiterin fragte bei Max Raabe per E-Mail an, ob er nicht mit dem Kinderchor sein Lied „Der perfekte Moment“ einsingen wolle. Prompt folgte die Zusage des Berliners, der dafür extra ins Studio ging und seine eigene Tonspur aufnahm – in einer anderen Tonart und in einem anderen Tempo als im Original. Für das Video wurde der Gesang von Raabe und den Singzwergen dann übereinander gelegt.
Mit solchen Aktionen hält die Chorleiterin ihre Sänger bei Laune. Schließlich können sie wegen der Pandemie nicht mehr gemeinsam proben. Christine Wolter bittet dafür regelmäßig zu Proben via Zoom – auch wenn es natürlich kein gleichwertiger Ersatz sei, wie sie zugibt. Alle Mikrofone werden auf stumm gestellt, sodass jeder für sich singt. Aus Spaß werden dann zum Schluss die Mikros angestellt, was in „einem einzigen Chaos“ ende, sagt die 50-Jährige und lächelt. Deshalb ist sie inzwischen dazu übergegangen, mit den jungen Sängern einzeln zu proben.
Mit dem Polizei-Chor auf der Bühne
Denn die Singzwerge sollen nicht die Lust am Chor verlieren. Wenn das öffentliche Leben wieder hochgefahren wird, sollen auch bald wieder Konzerte gegeben werden. Denn vor der Corona-Pandemie standen Auftritte in ganz Hamburg auf dem Programm. Mit dem Hamburger Polizei-Chor „Blaue Jungs“ haben die Zwerge schon gesungen, auf dem Heimfelder Neujahrsempfang sind sie regelmäßig dabei und natürlich auch bei Gottesdiensten der Gemeinde, erzählt Christine Wolter, die beruflich nichts mit Musik zu tun hat. Sie arbeitet als Texterin und Übersetzerin.
Bei dem Programm ihrer Kinder sind einige Eltern der Singzwerge auf den Geschmack gekommen. Ob sie denn auch mal in einem Chor singen könnten, fragten sie Christine Wolter. Und so hat die Kirchengemeinde seit einigen Jahren einen weiteren Chor: die Singriesen.