Ein Festwochenende zum Jubiläum

Seit einem Vierteljahrhundert steht die Hamburger Aids-Seelsorge Infizierten zur Seite. Das 25-jährige Bestehen wird jetzt mit einem Festwochenende gefeiert.

Die rote Schleife gilt weltweit als Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten
Die rote Schleife gilt weltweit als Symbol der Solidarität mit HIV-InfiziertenLightfield Studios / Fotolia

Hamburg. Es war eine ganz andere Zeit damals, vor 25 Jahren, als die Aids-Seelsorge gegründet wurde. Immer mehr Menschen infizierten sich, die HIV-Forschung stand erst am Anfang. Infizierte starben an den Folgen der Immunschwäche. Heute ist HIV schon lange kein Todesurteil mehr, man kann damit leben und alt werden. Mithilfe von Medikamenten kann man  das Virus in den Griff bekommen.
Diese Entwicklung hat die Aids-Seelsorge, eine Einrichtung des Kirchenkreisverbands, ein Vierteljahrhundert lang begleitet. Das wird jetzt mit einem großen Festwochenende am 30. und 31. März gefeiert. Am Sonnabend, 30. März, findet ein großes Wiedersehen mit alten Bekannten statt, bei dem die Menschen, die die Einrichtung mit aufgebaut haben.
Am Sonntag, 31. März, gibt es einen Festgottesdienst, bei dem Bischöfin Kirsten Fehrs die Predigt halten wird. Von Beginn an hätten die Bischöfe die Arbeit der Aids-Seelsorge unterstützt, sagt Aids-Pastor Thomas Lienau-Becker. „Das ist enorm wichtig, weil das auch öffentlich zeigt: Die stehen hinter der Öffnung der Kirche für diese Lebenswelten.“

Mutiger Schritt

Überhaupt sei die Gründung der Aids-Seelsorge ein mutiger Schritt gewesen, so Lienau-Becker. Er habe großen Respekt vor jenen Leuten, die sich damals massiv für Infizierte eingesetzt hätten. HIV trat mehrheitlich bei homosexuellen Männern auf, und damals war die Kirche beim Thema Homosexualität und gleichgeschlechtlicher Partnerschaften noch sehr zurückhaltend. Doch es stieg der Druck, sich mit den Betroffenen zu solidarisieren.
Von Beginn an war der Aids- und Gemeindegottesdienst, der einmal im Monat in der Dreieinigkeitskirche in St.-Georg gefeiert wird, ein wichtiges Element der Arbeit der Einrichtung. Der Gedanke dahinter war, dass die örtliche Kirchengemeinde und die Aids-Seelsorge zusammenkommen und so eine Gemeinschaft aus beiden Arbeitsfeldern entsteht. „Die Gottesdienste wollten immer dem Leben mit HIV Rechnung tragen. Sie sind für die Menschen eine geistliche Heimat geworden, weil sie sich da eben auch als schwule Männer zu Hause fühlen“, sagt Lienau-Becker. Er war zuvor lange Propst in Kiel, dann zog er mit seinem Mann zurück nach Hamburg und leitet seit letztem Jahr die Aids-Seelsorge.

Sehr entlastend

In den ersten Jahren ihres Bestehens bestand die Arbeit der Aids-Seelsorge darin, die Menschen, die erkrankt waren, beim Sterben zu begleiten und sie zu beerdigen. Dies änderte sich Mitte der 1990er-Jahre, als die ersten Medikamente auf den Markt ist kamen und Therapien angeboten wurden. Heute gehe es vielfach um Beratung und Seelsorge. „Wir haben es hier mit dem ganzen Feld von Lebensproblemen zu tun“, sagt Lienau-Becker. „Es ist für die Menschen gut, einen Ort zu haben, wo sie nicht erklären müssen, dass sie HIV-infiziert sind, sondern dass wir davon wissen und es annehmen.“ Das sei sehr entlastend, auch wenn das Problem, mit dem sie zur Aids-Seelsorge kämen, Mietschulden oder andere Sorgen seien.
Info
Das Fest findet am Sonnabend, 30. März, ab 16 Uhr bei der Aids-Seelsorge, Rostocker Straße 7, statt. Der Gottesdienst mit Bischöfin Fehrs ist am Sonntag, 31. März, um 18 Uhr in der Heiligen Dreieinigkeits-Kirche, St. Georgs Kirchhof 3.
Zum Jubiläum hat die Aids-Seeslorge einen Flyer herausgegeben.
Bereits am Mittwoch, 20. März, um 20 Uhr wird in einer Sondervorstellung im Hamburger Abaton-Kino, Allende-Platz 3, der Film "Vakuum" gezeigt. In der deutsch-österreichischen Produktion geht es um ein Schweizer Paar, das sich mit einer HIV-Infektion beider Partner auseinandersetzen muss.Nach der Vorstellung folgt ein Filmgespräch mit Aids-Pastor Lienau-Becker.