Ein Fest für alle Bürger

Vor 75 Jahren wurde das Land Schleswig-Holstein gegründet – jetzt wird das Jubiläum mit einem Bürgerfest in Schleswig gefeiert. Auch die Kirche ist auf der Gottorfer Schlossinsel präsent.

Bischof Gothart Magaard und Tourismuspastorin Brigitte Gottuk freuen sich auf die Gespräche auf dem Bürgerfest.
Bischof Gothart Magaard und Tourismuspastorin Brigitte Gottuk freuen sich auf die Gespräche auf dem Bürgerfest.epd/Thorge Rühmann

Schleswig. Hier trifft die nordfriesische Trachtengruppe auf High-Tech-Forschung aus Kiel – und viele andere Aussteller, die eines gemeinsam haben: Sie präsentieren ein Stück Schleswig-Holstein. Mit einem Bürgerfest feiert das Land am Sonntag, 22. August, auf dem Schleswiger Schloss Gottorf seinen 75. Geburtstag. Das Ereignis, an dem sich auch die Nordkirche beteiligt, steht unter dem Motto „75 Jahre Land SH – Unsere Geschichte – Unser Tag – Unsere Zukunft“.

Geburtsstunde in schweren Zeiten

Die Geburtsstunde des Landes Schleswig-Holstein hatte noch keinen festlichen Charakter: Mit einem nüchternen Verwaltungsakt hob die britische Besatzungsmacht am 23. August 1946 den bis dahin formell geltenden preußischen Provinzstatus auf, per Dekret erhielt das Land seine rechtliche Grundlage. Die Menschen hatten andere Sorgen: Nach dem Krieg herrschten Hunger und Armut, vieles war knapp. Hinzu kamen viele Flüchtlinge, die versorgt werden mussten.

Dass das gelang, hebt Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, zum Jubiläum hervor. Was machen für ihn 75 Jahre Landesgeschichte aus? „Ich verbinde große Dankbarkeit für diesen Zeitraum, den ich in großen Teilen selbst miterleben durfte“, so Magaard, „und denke dabei auch an die große Integrationsleistung mit Blick auf die Flüchtlinge nach dem Krieg.“

Vielfalt erhalten für eine lebendige Demokratie

Bis heute, in einer funktionierenden und lebendigen Demokratie, gehe es darum, als Zivilgesellschaft den sozialen Zusammenhalt zu stärken. „Wir haben hier eine wunderbare deutsch-dänische Nachbarschaft, mit starken Rechten für die Minderheiten. Das gehört auch zu Schleswig-Holstein: dass Vielfalt und Minderheiten gesehen werden und ihre Frei- und Spielräume haben.“

Genau das könnte auch das Bürgerfest auf der Schlossinsel zeigen. Während die Feierlichkeiten dort beginnen, würdigen Magaard und der katholische Weihbischof Horst Eberlein den Landesgeburtstag zunächst ab 10 Uhr mit einem Festgottesdienst im St.-Petri-Dom. Im Anschluss suchen prominente Kirchenvertreter, unter ihnen Synoden-Präses der Nordkirche, Ulrike Hillmann, in vielen Gesprächen auf Gottorf die Nähe zu den Bürgern. „Ich lass’ mich überraschen und bin gespannt, was für Fragen kommen“, freut sich Magaard auf die Begegnungen.

Bürgerfest mit buntem Veranstaltungsprogramm

Daneben wird im Pavillon das „Buntfischland“ von 12 bis 16 Uhr als Aktion zum Mitgestalten von Tourismuspastorin Brigitte Gottuk und Kinderbuch-Illustrator Andreas Röckener vorgestellt. Wer will, kann sich einen von rund 300 Papier­fischen nehmen, die zusammen einen großen Fisch bilden; ebenso darf ein Papierfisch bemalt und angehängt werden. Zu sehen ist auch eine Schau zur Lichtinstallation am St.-Petri-Dom und dessen Sanierung.

Der 75. Landesgeburtstag sei zugleich Anlass für die Kirche, sich selbst in den Blick zu nehmen, so Magaard. „Wir müssen nach vorn schauen und sehen, welche Herausforderungen es gibt. Wie kann es uns gelingen, in Zukunft nahe bei den Menschen zu sein in einem Flächenland? Wie erreichen wir junge Menschen besonders gut? Auch im Klimaschutz müssen wir in den nächsten Jahren noch mit ganz anderer Energie tätig werden“, fordert er.

Thema sei zudem die Zusammenarbeit mit jüdischen und muslimischen Gemeinden, aber auch konfessionslosen Menschen. An Schleswig-Holstein mag der Bischof am meisten „Wind, Weite und das Meer – und dass wir uns, als Land und auch kirchlich, sehr bemühen, gute Gastgeber zu sein“. Magaard lädt herzlich dazu ein, das am Pavillon der Nordkirche auszuprobieren.