Forlitz-Blaukirchen: Ein Dorf spielt Posaune

Mit einer Mischung aus Modernisierung und langer Tradition schafft es der Posaunenchor Forlitz-Blaukirchen, dem Trend zu trotzen und neue Mitglieder an die Blastinstrumente zu holen.

Der Posaunenchor Forlitz-Blaukirchen probt einmal in der Woche im Gemeindehaus
Der Posaunenchor Forlitz-Blaukirchen probt einmal in der Woche im GemeindehausWerner Jürgens

27 Mitglieder hat der Posaunenchor in dem ostfriesischen Ort Forlitz-Blaukirchen. Das sind mehr als zehn Prozent der knapp 200 Einwohner des Dorfes. Und er wächst weiter.

„Es gibt Chöre, die nach Corona neuen Schwung gewonnen haben“, freut sich der Landesposaunenwart des Sprengels Ostfriesland-Ems Hayo Bunger. Der aus Forlitz-Blaukirchen gehört dazu. Tatsächlich sind dort im vergangenen Jahr acht Neueinsteiger hinzugestoßen.

Von den Beatles zur Filmmusik

Während auch in Nachbarorten Posaunenchöre mit Überalterung kämpfen und sich teilweise aufgelöst haben, kennt man derlei Probleme in Forlitz nicht. „Unser Altersdurchschnitt beträgt 40 Jahre“, sagt Bernhard Steinhorst, der den Chor seit 2000 leitet.

Angefangen mit dem Spielen hat er 1979 als damals 13-Jähriger. Das hohe Maß an Kontinuität ist eines der Erfolgsrezepte. Manche Forlitzer Musikanten setzen eine Familientradition fort. Schon ihre Großeltern waren in dem 1951 gegründeten Posaunenchor aktiv.

Die Gewinnung neuer Mitglieder ist aber keineswegs ein Selbstläufer. Wichtig ist es, das Repertoire moderner zu gestalten, sagt Steinhorst. „Damit kriegst du eben auch jüngere Menschen. Ich bin froh, dass ich über das Landesposaunenwerk 2001 eine Ausbildung zum Chorleiter machen konnte. Ohne eine solche Fortbildung ist das kaum zu schaffen.“

Besonders beliebt bei Jugendlichen sind Filmmusiken. Auch Songs von den Beatles stehen immer noch hoch im Kurs. Als die 1966 auf dem Höhepunkt ihres Erfolges waren, hat Ahrend Steinhorst seine Begeisterung für Blasinstrumente entdeckt.

Die Jungen ziehen die Alten mit

Er ist Jahrgang 1948 und gebürtiger Forlitzer. „Früher wurde kein Wert auf Notenausbildung gelegt“, erinnert er sich an seine ersten musikalischen Gehversuche. „Wir mussten uns die Tastengriffe auf der Trompete merken und die Melodien praktisch auswendig lernen.“

Entsprechend simpler sind die ausgewählten Stücke früher gestrickt gewesen. „Heute ist das viel anspruchsvoller, und ich übe vielleicht zwei bis drei Wochen länger“, so Ahrend Steinhorst. „Die Jüngeren ziehen mich allerdings ganz gut mit, so dass ich das dann irgendwann auch drauf habe.“

Viele der Kinder, die im Chor mitspielen sind durch Freunde und Bekannte auf den Geschmack gekommen. Die neun Jahre alte Pia aus dem Nachbardorf Bedekaspel zum Beispiel ist durch ihren Nachbarn inspiriert worden. „Ich habe das da gesehen und wollte es auch ausprobieren“, sagt sie.

Seit ein paar Wochen wird Pia mit den übrigen Anfängern und Anfängerinnen Schritt für Schritt an das große Ensemble herangeführt. Das geht ganz behutsam, zumal einige an ihren Schulen zusätzlichen Unterricht in Bläserklassen haben und etwas fortgeschrittener als die anderen sind. Konkurrenz und Frust soll nicht aufkommen.

Frühere Mitglieder kommen zurück

Bei den Proben, die einmal in der Woche im Forlitzer Gemeindehaus stattfinden, werden zunächst gemeinsam mit den Neulingen die einfacheren Stücke gespielt, bevor anschließend die „Profis“ das schwierigere Repertoire in Angriff nehmen.

Öffentliche Auftritte gibt es meistens zur Advents- und Weihnachtszeit sowie im Herbst, wenn im nahen Wiegboldsbur das Döschke-Erntefest ansteht.

Bernhard Steinhorst bleibt entspannt, wenn zwischendurch jemand nicht kann oder gar abspringt. „Bei einem so umfangreichen Ensemble ist es leichter, Ausfälle zu kompensieren als wenn bloß fünf oder sechs Leute zur Verfügung stehen“, sagt er. Außerdem bleiben nicht alle Bläser für immer fern.

Der Trompeter Ahrend Steinhorst beispielsweise verließ den Forlitzer Posaunenchor 1969 und ist seit Beginn der 1980er-Jahre wieder mit von der Partie. Er ist der Senior der Gruppe und hat einen großen Wunsch für die nähere Zukunft: bald die Marke von 30 Mitgliedern zu knacken.