Ein Dauerthema

Eine christliche Partnerschaft soll sich dadurch auszeichnen, dass sich die Partner immer wieder zu gewinnen suchen.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Denn es ist der Wille Gottes, dass ein jeder von euch seine Frau zu gewinnen suche in Heiligung und Ehrbarkeit.“ aus dem 1. Thessalonicherbrief 4, 1-8
Bis heute ist das Thema „Liebe, Sex und Partnerschaft“ ein Dauerbrenner auf der Wunschliste von Konfirmanden. Daran haben auch die vielen Nachmittagstalkshows mit ihren oft bizarren Themen aus dem Bereich der Geschlechterbeziehungen nichts geändert. Treue, Zärtlichkeit, gemeinsame Interessen und gemeinsame Lust in tiefer Vertrautheit miteinander bekommen von ihnen die meisten Punkte auf einer Werteliste zum Thema.

Und auch bei den Erwachsenen können sich Prediger sicher sein, die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zu gewinnen, wenn es um dieses Thema geht. Da sind die skeptischen Blicke: Na, kommen nun altbackene, hölzerne Floskeln? Oder wird jetzt um den heißen Brei herumgeredet? Spürt man ihr oder ihm ab, dass da als Hintergrund der Predigt ein selbsterworbenes tiefes Wissen um gelebte menschliche Partnerschaften vorhanden ist mit allen Höhepunkten, Enttäuschungen und den Mühen des Alltags? Da wird es persönlich und konkret, denn man kennt einander.

Vielleicht wird deshalb über kein anderes Thema so heftig gestritten in der Kirche wie über dieses, weil da Ängste, Hoffnungen, Grundhaltungen in uns angesprochen werden, die tief in uns liegen und uns bestimmen – so wie gerade wieder auf der Landessynode.

Ich weiß nicht, ob es dem Apostel Paulus schwer gefallen ist, darüber etwas an die Christen in Thessaloniki zu schreiben. Denn er lebte allein, einzig seiner Berufung verpflichtet. Trotzdem traut er sich, etwas über Partnerbeziehungen zu schreiben. Was kann dabei schon herauskommen?

Doch was da bis heute in unserer Bibel steht, klingt beim näheren Hinsehen immer noch aktuell: Eine christliche Partnerschaft soll sich dadurch auszeichnen, dass sich die Partner immer wieder zu gewinnen suchen. Weder Ehe noch eingetragene Partnerschaft sind ein Freibrief für den Stärkeren, über den schwächeren Partner gegen seinen Willen zu verfügen. Fast 2000 Jahre hat es seitdem gedauert, bis nun endlich seit kurzer Zeit dieser Grundsatz geltendes Recht geworden ist.

Unser Autor
Pastor Tilman Baier
ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.