Ein Christentreffen in unsicheren Zeiten

Papphocker und singende Menschen in U-Bahnen – all das wird es in Frankfurt nicht geben. Doch die Ökumene soll dennoch wachsen, mit einem bemerkenswerten Abendmahl.

Wie hier in Dortmund 2019 ist auch in Nürnberg gute Stimmung garantiert
Wie hier in Dortmund 2019 ist auch in Nürnberg gute Stimmung garantiertStefan Arend / epd

Frankfurt a.M. Man sei mehrfach kurz davor gewesen, den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) ganz abzusagen, verriet die evangelische Präsidentin des ÖKT, Bettina Limperg, kürzlich. Die Corona-Pandemie macht Planungen unmöglich – das erleben nicht nur Millionen Menschen in Deutschland, sondern auch das Team der Organisatoren des größten christlichen Laientreffens in Deutschland. Mehrfach musste das Ereignis umgeplant werden, fünf Monate vor dem Event entschieden die Organisatoren schließlich: Der Kirchentag findet statt, doch ohne Besucher vor Ort und mit überwiegend digitalen Formaten.

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Julia Helmke, spricht von einem „Experimentierlabor“. Der Ökumenische Kirchentag wird gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken organisiert. Noch im September war geplant, die Teilnehmerzahl auf 30.000 zu begrenzen und nach einem strengen Hygienekonzept zu verfahren. Am ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 hatten mehr als 200.000 Menschen teilgenommen, beim zweiten in München 2010 waren es mehr als 130.000.

Alles eine Frage des Glaubens

Singende Menschen in städtischen U-Bahnen, Papphocker in Messehallen und Politprominenz auf den Podien – so wird es 2021 nicht. Aus den ursprünglich geplanten über 2000 Veranstaltungen unter dem Leitwort „schaut hin“ wurden 80, die sich auf drei Themenblöcke konzentrieren: „Alles eine Frage des Glaubens und des Vertrauens?“, „Zusammenhalt in Gefahr?“ und „Eine Welt – globale Verantwortung?“.

"Schaut hin" ist das Motto des Kirchentags
"Schaut hin" ist das Motto des KirchentagsÖkumenischer Kirchentag

Es wird Live-Veranstaltungen geben, die aus einem Studio vor Ort in Frankfurt übertragen werden, und ein on-demand-Programm. Darunter fallen etwa die traditionellen Bibelarbeiten mit Promis aus Theologie und Gesellschaft. Und auch auf Politprominenz müssen Teilnehmer nicht ganz verzichten: Sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben ihre Teilnahme zugesagt.

Doch auch vor Ort soll es Angebote geben: einen zentralen Eröffnungsgottesdienst an Christi Himmelfahrt, konfessionelle Gottesdienste am Samstagabend und einen Schlussgottesdienst am Sonntag. Alle Gottesdienste sollen bundesweit übertragen und in den Heimatgemeinden mitgefeiert werden können. „Da die Menschen nicht nach Frankfurt kommen können, kommt der 3. Ökumenische Kirchentag zu ihnen nach Hause“, sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und katholischer Präsident des ÖKT.

Gemeinsames Abendmahl geplant

Das hybride Christentreffen soll nicht nur Fühlung aufnehmen mit den globalen und gesellschaftlichen Großthemen Klimawandel und den Folgen der Corona-Krise. Er soll auch ökumenisches Wachstum bescheren. Die Abendmahlsfeiern am Samstagabend sind dabei besonders im Blick. Erstmals soll das Konzept der eucharistischen Gastfreundschaft gelebt werden. Viele Christen wünschen sich, dass sie mit ihren Glaubensgeschwistern der jeweils anderen Konfession Abendmahl feiern können.

Bei den Gottesdiensten mit Abendmahl oder Eucharistie am letzten Abend des Kirchentags sollen Christen gleich welcher Konfession an allen Mahlfeiern teilnehmen können, wenn sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Bislang ist geplant, dass die konfessionellen Abendmahlsfeiern unter den Hygieneauflagen möglich sein werden.

Damit riskieren vor allem die katholischen Organisatoren, neben dem Zentralkomitee auch das Bistum Limburg mit Bischof Georg Bätzing, einen Streit mit dem Vatikan. Bätzing ist zugleich Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Hannover steht bereit

Die Organisatoren berufen sich auf die vor zwei Jahren veröffentlichte Studie „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen. Diese kam zum Schluss, dass es keine theologischen Gründe gebe, die jeweils andere Konfession vom Abendmahl auszuschließen. Die Theologen sprachen sich daher für eine wechselseitige Teilnahme am Abendmahl der jeweils anderen Konfession aus. Doch der Vatikan lehnt das ab.

Auch wenn der ÖKT nicht so wird, wie ursprünglich gewünscht, stehen die nächsten Daten schon fest: Im Jahr 2022 soll der Katholikentag in Stuttgart stattfinden. Für 2023 lädt der Deutsche Evangelische Kirchentag nach Nürnberg ein, zwei Jahre später nach Hannover. Diese sollen nun noch ökumenischer gestaltet werden. (epd)