Ein Brückenbauer für Kinder

Allein ist Rashed Asaed aus Syrien geflohen. Jetzt macht er ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kita bei Kiel. Die Kinder mögen den jungen Mann, der jetzt von einer Ausbildung träumt.

In der Kita (v.l.): Pastorin Simone Sommer, Rashid Asaed und die stellvertretende Kita-Leiterin Birgit Rammert
In der Kita (v.l.): Pastorin Simone Sommer, Rashid Asaed und die stellvertretende Kita-Leiterin Birgit RammertJürgen Schindler / Kirchenkreis

Flintbek. „Wo ist Rashed?“ Diese Frage haben die Kinder in den vergangenen Monaten immer wieder gestellt. Der 22-jährige Syrer Rashed Asaed hat mit ihnen Fußball gespielt und aus Bilderbüchern vorgelesen: Bauernhofgeschichten und von der kleinen Conni. Das war im Mai, als Rashed Asaed ein einmonatiges Praktikum in der Evangelischen Kita Flintbek bei Kiel absolviert hat. „Wir waren schwer beeindruckt, wie aufmerksam er den Kindern gegenüber war, so zuvorkommend und hilfsbereit“, sagt Birgit Rammert, die stellvertretende Leiterin der Kita. „Und wenn die Kinder jemanden vermissen: Das heißt schon was."
Nach seinem Praktikum war zunächst nicht klar, ob Rashed Asaed ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kita absolvieren wird. Denn dieser Stelle muss offiziell ausgeschrieben werden. Die Interessenten ­bewerben sich schriftlich, danach erfolgt die Entscheidung für einen Bewerber unter anderm nach ­einem Auswahlgespräch. „Dabei hat uns Rashed einfach überzeugt“, berichtet die Flintbeker Pastorin Simone Sommer. 

Flucht über die Türkei

Erfahrung mit Kindern hatte Asaed zuvor nicht sehr viele sammeln können. „Ich habe nur zu Hause mit den Nachbarskindern gespielt“, erzählt der junge Mann. Zu Hause, das ist die Stadt Idlib, etwa 50 Kilometer südwestlich von Aleppo. Die Stadt, die jetzt als die letzte Bastion der Rebellen in Syrien gilt, die Stadt, in der sich eine weitere humanitäre Katastrophe anbahnt, wenn die Truppen des  syrischen Machthabers Assad sie angreifen werden. 
Über die Türkei ist Asaed vor drei Jahren vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen. Allein. Anfang des Jahres ist Rashed Asaed in Flintbek angekommen. Nun hat er Anfang September sein FSJ in der Flintbeker Kita begonnen. Zuerst ist er in der Gruppe für Kinder unter drei Jahren eingesetzt worden. „Außerdem hilft er in der Küche der Kita mit“, sagt Birgit Rammert. „Das mache ich gern“, sagt Rashed. Auf seiner Flucht habe er in der Türkei in der Gastronomie gearbeitet und Döner zubereitet. Aber er koche auch selbst jeden Tag für sich, erzählt  der junge Syrer. Neben der praktischen Arbeit in der Kita wird Rashed Integrationskurse besuchen und weiter Deutsch lernen. „Die Kinder verstehe ich schon viel besser als die Erwachsenen“, stellt er schmunzelnd fest. 
Eine Chance für beide Seiten sieht Pastorin Simone Sommer in dem Freiwilligen Sozialen Jahr: „Unsere Einrichtung besuchen auch Kinder mit Fluchterfahrung. Da ist Rashed ein toller Brückenbauer und Botschafter.“ 
Zu Beginn des neuen Kita-Jahres stellte sich Rashed auf der Pinwand der Kita den Eltern vor, als dritter Mann im 15-köpfigen Betreuungsteam. Das Team um Kita-Leiterin Julia Wendt freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen FSJ-ler. „Er ist hier bei uns angekommen, arbeitet hochmotiviert und fühlt sich auch selbst sehr wohl in unserem Kindergarten“, sagt die Leiterin. 

Der Star beim Fußball

Rashed Asaed ist aber nicht nur im Team der Erziehenden als neuer Kollege akzeptiert. Auch die Kinder freuen sich darüber, dass Rashed nach dem Praktikum nun mindestens für das folgende Jahr immer für sie da ist. „Es ist, als hätte Rashed einen Kindermagneten in sich – die Kleinen scharen sich geradezu um ihn“, sagt Wendt. Nicht nur, wenn er mit den größeren Vorschulkinder täglich auf dem Außengelände Fußball spielt, sondern auch beim Spielen mit den Kleineren.
Nach seinem FSJ würde er gern eine Ausbildung zum Erzieher machen – natürlich am liebsten in der  Flintbeker Kita, so Asaed. Und er möchte auch weiter seinen Hobbys nachgehen: „Ich gehe oft schwimmen, höre Musik und manchmal singe ich auch“, erzählt er. Außerdem engagiert Asaed sich im Verein „Freundeskreis Flüchtling“ in Flintbek. Erst vor kurzem half er beim Dorffest bis in den Abend hinein mit. Der Verein kümmert sich seit 2015 um die Integration von Flüchtlingen vor Ort. Dazu gehört etwa die Organisation von Deutschunterricht, Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen, die Organisation von offenen Treffen mit Flintbekern und Flüchtlingen.
Infos zum Verein gibt es telefonisch unter 04347 / 710 12 76 sowie per E-Mail an bergner@freundeskreis-fluechtlinge-flintbek.de.