Ein Abend im Zeichen der Kirchenmusik

Jugendliche aus Deutschland, Schweden und der Schweiz kommen zusammen und spielen an den historischen Orgeln der Region Stade, Buxtehude und des Alten Landes.

Zum gemeinsamen Auftakt fanden sich die Teilnehmer des achten Stader Jugend-Orgelforums und ihre Betreuer und Ausbilder im Altarraum von St. Wilhadi, Stade, ein
Zum gemeinsamen Auftakt fanden sich die Teilnehmer des achten Stader Jugend-Orgelforums und ihre Betreuer und Ausbilder im Altarraum von St. Wilhadi, Stade, einHans-Christian Roestel

von Hans-Christian Roestel

Stade. Zugegeben, die bevorzugte Arbeitstemperatur an einer Kirchenorgel liege zwischen 14 und 16 Grad und die sei um gut zehn Grad überschritten, befand Martin Böcker in seiner Einführung zum Eröffnungskonzert des achten Jugend-Orgelforums in Stade. Es wurde aber dennoch ein wunderbarer Abend im Zeichen der Kirchenmusik, bei dem sowohl die Orgel als auch die Solisten und die Besucher mit eingebunden waren.
Den Auftakt zum fünftägigen Jugendaustausch für Orgelmusik machte das 5. Sommerkonzert in der Stader Kirche St. Wilhadi. Zur Eröffnung des 8. Stader Jugend-Orgelforums, zu dem sich 20 Jugendliche im Alter von elf bis 20 Jahren aus Deutschland, Schweden und der Schweiz angemeldet hatten, gab es ein öffentliches Konzert bei freiem Eintritt – über 100 Gäste lauschten den Kompositionen und Interpretationen aus mehreren Epochen.

Vier Dozenten tragen die Verantwortung

Das Eröffnungskonzert trug in Anlehnung an den Bach-Choral "Liebster Jesu, wir sind hier" entsprechend den Titel "Liebster Jesu, wir sind Vier". Denn die Aufführung gestalteten vier Kirchenmusiker aus Stade und Buxtehude, die auch als Dozenten des Jugendorgelforums Verantwortung trugen: Sybille Groß (Kreiskantorin Buxtehude), Annegret Schönbeck (Leiterin des Jugend-Orgelforums), Prof. Martin Böcker (Kreiskantor Stade) und der Stader Kirchenmusikdirektor Hauke Ramm. Zudem sangen Judith Hahn und Kay Philipp Fuhrmann, auch die Besucher konnten beim Arnstädter Choral "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend" von Johann Sebastian Bach mitsingen. So wurde die Stader Bielfeldt-Orgel von 1736 angemessen in das Konzert eingebunden.

Den Beginn machte Sybille Groß mit dem "Präludium" und der "Fuge a-Moll" von Johann Sebastian Bach, gefolgt von Annegret Schönbeck, die Variationen über "Christe, der du bist Tag und Licht" des Lüneburger Orgelmeisters Georg Böhm zu Gehör brachte. Zwischen den Orgelvariationen sorgten Martin Böcker und Hauke Ramm für einen gesanglichen Part mit jeweils einem einstimmigen Hymnus – orientiert am gregorianischen Gesang.

Zudem spielte Böcker im Anschluss an den Part von Annegret Schönbeck Choräle aus den "Acht kleinen Präludien und Fugen" von J. S. Bach. Zudem sollte an diesem Abend Musik für Gesang und Orgel, etwa von Heinrich Schütz erklingen. Zum Abschluss spielte Hauke Ramm die 5. Sonate in D-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy.
Die Besucher des Konzerts wurden um eine Spende zur Unterstützung des Projekts "Faszinierende Klang(t)räume – eine Chororgel für St. Wilhadi" gebeten. Hierbei geht es zum Abschluss der derzeitigen Renovierungsarbeiten um den Bau eines Instruments, das romantische französische Klänge und entsprechende Aufführungen erlaubt und die Orgellandschaft um ein weiteres herausragendes Stück bereichert.

Organisten sind echte Paradiesvögel

Gehaltvoll und gesund ging es bei der Ankunft zu. Nach einer Andacht in der Wilhadikirche mit Pastor i. R. Peter Golon gab es ein Abendessen im Pastor-Behrens-Haus. "Genug Zeit, um sich kennenzulernen. Die Teilnehmer sind gerade frisch angekommen", berichtet Annegret Schönbeck als künstlerische Leiterin des Forums, "wir hatten sogar schon einmal einen Teilnehmer aus Australien dabei!". Die Ausschreibung zum Forum erfolgt über Fachzeitschriften, an Schulen und über Lehrende im Orgelfach, aber auch über Verteiler. Viele erführen es auch über soziale Netzwerke, ergänzt Christoph Schönbeck, der für das Orgelnetzwerk Nomine den Nachwuchsworkshop begleitet: "Organisten sind zuweilen echte Paradiesvögel, oft Einzelgänger. Da ist es gut, auch in Gemeinschaft die Musik zu erleben und zu erkennen, es gibt ja doch noch viele andere, die so sind wie ich".

Gespannte Erwartung herrschte, bis es zu einer Orgelführung in die Kirche ging. "Wir haben hier keine richtige norddeutsche Orgel", erläutert Kreiskantor Böcker. Bielfeldt hatte in Lüneburg den Orgelbau gelernt, bei Matthias Dropa. "Dieser stammt aus Siebenbürgen und hatte dort den Orgelbau gelernt." Er war Geselle des bekannten Hamburger Orgelbauers Arp Schnitger.
Den Aufenthalt runden durchorganisierte Spieltage an Orgeln in Stade (Wilhadi, Cosmae), Buxtehude (Petri), Steinkirchen (St. Martini et Nicolai) sowie Hollern (St. Mauritius) und Twielenfleth (St. Marien) sowie eine Exkursion nach Hollern, Steinkirchen und Buxtehude ab.