Ehemaliger Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf gestorben

Im Ruhestand sah sich der Benediktiner Notker Wolf nie. Die Mönchsregel „Ora et labora“ (Bete und arbeite) gelte bis zum Lebensende, war er überzeugt. Nun starb er im Alter von 83 Jahren.

Der frühere Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf, ist tot. Wie das oberbayerische Kloster Sankt Ottilien auf seiner Internetseite bekanntgab, starb der Mönch am Mittwoch während seiner Rückreise von Italien auf dem Weg nach Hause. Er wurde 83 Jahre alt.

Wolf zählte zu den bekanntesten katholischen Ordensleuten in Deutschland. Als Abtprimas war er von 2000 bis 2016 Chef des Benediktinerordens mit weltweit mehr als 23.000 männlichen und weiblichen Mitgliedern. Die Beerdigung findet am 6. April um 10.30 Uhr in Sankt Ottilien statt.

Der in Bad Grönenbach im Allgäu geborene Wolf lebte seit seinem Rückzug vom Amt des Abtprimas wieder in seinem oberbayerischen Heimatkloster Sankt Ottilien. Regelmäßig meldete er sich in kirchenpolitischen und gesellschaftlichen Debatten zu Wort. Seine Bücher über Spiritualität, Glauben und Lebensführung wurden Bestseller. Bekannt war er zudem für seine Liebe zu Klassik und Rockmusik. Bisweilen griff er selbst zu E-Gitarre oder Querflöte, was ihm den Spitznamen „rockender Abt“ einbrachte.

Wolf trat 1961 in die Benediktinerabtei Sankt Ottilien ein. Er studierte Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften in Rom und München. 1968 folgte die Priesterweihe. Als Professor für Naturphilosophie ging er 1971 an die Päpstliche Hochschule Sant’Anselmo der Benediktiner in Rom. 1977 kam er als Erzabt des Klosters Sankt Ottilien zurück nach Deutschland. 2000 wurde er erstmals zum Abtprimas gewählt und 2008 und 2012 für jeweils vier weitere Jahre im Amt bestätigt.

Der Herder-Verlag, in dem Wolf zuletzt sein Buch „Warum lassen wir uns verrückt machen? Neue ketzerische Gedanken“ veröffentlichte, würdigte den Verstorbenen als langjährigen und geschätzten Autor. Über Jahrzehnte sei dieser eines der prägenden Gesichter des Christentums in Deutschland gewesen. „Seine Tatkraft, sein Humor und seine Unkonventionalität werden uns fehlen. Gerade in Zeiten wie diesen war er für uns alle ein Symbol dafür, wie viel Kraft und Mut der Glaube geben kann“, erklärte Geschäftsführer Simon Biallowons.

Der Verlag der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ erklärte in einer Stellungnahme, Wolfs Charisma und seine klare Persönlichkeit hinterließen eine unvergessliche Spur. Unter dem Titel „Der Abt und der Anchorman“ hatten der Benediktiner und der Journalist Sigmund Gottlieb im September vergangenen Jahres einen Podcast des Verlagshauses an den Start gebracht. Immer am letzten Freitag des Monats diskutierten sie, „Themen, die bewegen“. Die letzte Folge wurde Ende März in München aufgezeichnet und ist unter /podcast abrufbar.