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Drusen

Ihre mystisch-esoterische Ausrichtung macht die Drusen zu Außenseitern des Islam. Die Sunniten sehen sie gar als Ketzer an. Nicht zuletzt deshalb siedelten die Drusen vor allem im schwer zugänglichen Gebirge.

Die Drusen sind eine aus dem ismailitischen Islam hervorgegangene Glaubensrichtung. Sie verstehen sich nicht als Muslime. Neben islamischen Traditionen spielen der Neuplatonismus und mystische Elemente eine Rolle in ihrer Lehre. Auch ihre Deutung des Korans sowie der Glaube an Seelenwanderung und die Einwohnung Gottes in herausragenden Menschen unterscheidet Drusen von Muslimen.

Ihr Name leitet sich ab von einem der Gründer der Religion, dem persischen Prediger Muhammad ad-Darazi (11. Jahrhundert). Dabei bezeichnen sich Drusen selbst als “Din al-Tawhid” (“Religion der göttlichen Einheit”) oder als “Muwahhidun”, als “Bekenner der Einheit Gottes” und damit als Monotheisten.

Besonderes Merkmal der Drusen ist die strenge Unterteilung in Unwissende und Eingeweihte. Erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter können Drusen in die Lehre eingeführt werden, wobei nur etwa ein Fünftel der Drusen diesen Schritt vollziehen. Eingeweihte sind an ihrer Kleidung erkennbar. Frauen tragen einen weißen Schleier, Männer einen weißen Turban sowie eine charakteristische türkische Kleidung mit weiten Hosen. Drusen missionieren nicht; der Übertritt in die Religion ist nicht möglich.

Nicht zuletzt wegen ihres religiösen Sonderstatus siedelten die Drusen vor allem in schwer zugänglichen Gebirgsgegenden. Die größten Gemeinschaften sind in Syrien (690.000) und im Libanon (240.000). Zeitweise, etwa unter Emir Baschir II. (1767-1850), gab es eine Kooperation mit den christlichen Maroniten, einer zweiten für den Libanon typischen Glaubensgemeinschaft. Daneben kam es aber auch zu blutigen Konflikten, die bis heute identitätsbestimmend sind. Zentrum der libanesischen Drusen ist heute das Schuf-Gebirge im Süden des Landes.

Im Kernland Israel und den von Israel besetzten syrischen Golanhöhen leben rund 147.000 Drusen. Etwa 122.000 von ihnen leben im nordisraelischen Galiläa und dem Karmelgebirge. Sie gelten als loyale Staatsbürger und dienen auch in der Armee.

In den Golanhöhen leben etwa 25.000 Drusen in vier Orten, der größte von ihnen Majdal Schams am Fuß des Hermon-Berges. Die meisten von ihnen sind syrische Staatsbürger; viele von ihnen haben Verbindungen nach Syrien bewahrt, auch nachdem Israel das bergige Gebiet im Sechstagekrieg (1976) eroberte und 1981 völkerrechtswidrig annektierte.