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Drusen – die Außenseiter des Islam

Wegen ihrer esoterischen Lehre gelten die Drusen als Außenseiter des Islam. Von Sunniten als Ketzer betrachtet, zogen sie sich vor allem in schwer zugängliche Gebirgsregionen zurück.

Drusen aus Majdal Shams, Israel, am 3. September 2009. Die Zahl der Drusen weltweit übersteigt eine Million, wobei die große Mehrheit im Nahen Osten lebt
Drusen aus Majdal Shams, Israel, am 3. September 2009. Die Zahl der Drusen weltweit übersteigt eine Million, wobei die große Mehrheit im Nahen Osten lebtImago / Pond5 Images

Die Drusen sind eine aus dem ismailitisch-schiitischen Islam hervorgegangene Glaubensrichtung. Wichtige Quellen ihrer religiösen Lehre sind neben der ismailitischen und schiitischen Tradition etwa der Neuplatonismus und mystisch-esoterische Elemente. Auch ihre eigenwillige Deutung des Koran sowie der Glaube an Seelenwanderung und die Einwohnung Gottes in herausragenden Menschen trennt die Drusen von Muslimen.

Zu ihren Gründergestalten gehört der persische Prediger Muhammad ad-Darazi (11. Jahrhundert). Von ihm leitet sich der Name Drusen ab. Sie selbst sehen sich als “Din al-Tawhid” oder “Religion der göttlichen Einheit”.

Drusen: strenge Unterteilung in Unwissende und Eingeweihte

Ein besonderes Merkmal der Drusen ist die strenge Unterteilung in Unwissende und Eingeweihte. Die Einführung in die Lehre erfolgt erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Nur etwa ein Fünftel der Drusen vollziehen diesen Schritt. Eingeweihte Frauen tragen einen weißen Schleier, Männer einen weißen Turban sowie eine charakteristische türkische Kleidung mit weiten Hosen. Mit dem Geheimcharakter der Lehre hängt zusammen, dass Drusen weder missionieren noch Übertrittswillige aufnehmen.

 

Drusen-Ehepaar sitzt am 23. August 2009 vor ihrer Haustür in Majdal Shams, Israel
Drusen-Ehepaar sitzt am 23. August 2009 vor ihrer Haustür in Majdal Shams, IsraelImago / Newscom World

Nicht zuletzt wegen ihres religiösen Sonderstatus siedelten die Drusen vor allem in schwer zugänglichen Gebirgsgegenden des Libanon. Eine noch größere drusische Gemeinschaft lebt jenseits der Grenze im benachbarten Syrien.

Zeitweise, etwa unter Emir Baschir II. (1767-1850), gab es eine Kooperation mit den christlichen Maroniten, einer zweiten für den Libanon typischen Glaubensgemeinschaft. Daneben kam es aber auch zu blutigen Konflikten, die bis heute identitätsbestimmend sind. Zentrum der libanesischen Drusen ist heute das Schuf-Gebirge im Süden des Landes. Ihre Zahl im Libanon wird auf 280.000 geschätzt, etwa 5 Prozent der Bevölkerung.