Drohnen zur Rehkitzrettung sind in Hamburg verboten

Drohnen dürfen in Hamburger Naturschutzgebieten nicht zur Rehkitzrettung genutzt werden. Das kritisiert Andreas Alfred Brandt, Vorsitzender des Vereins Deutsche Wildtierrettung in Hamburg.

Rehkitzrettung geglückt bevor die Wiese gemäht wird
Rehkitzrettung geglückt bevor die Wiese gemäht wirdimageBROKER / Stephan Schulz

Während bundesweit in den nächsten Wochen Drohnen über Wiesen eingesetzt werden, um Jungtiere und Gelege vor dem Mähtod zu bewahren, dürfen sie in Hamburger Naturschutzgebieten nicht zur Rehkitzrettung genutzt werden. „Schon im vergangenen Jahr gab es ein richtiges Behörden-Pingpong“, kritisiert Andreas Alfred Brandt, Vorsitzender des Vereins Deutsche Wildtierrettung in Hamburg. Vergeblich kämpfte er um eine Ausnahmegenehmigung. Behörden in anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und auch Baden-Württemberg seien dagegen kooperativ, sagte Brandt dem Evangelischen Pressedienst (epd): Hier dürfen Drohnen ausnahmsweise über Naturschutzgebiete fliegen, um Rehkitze, Vogelgelege und andere Jungtiere in Sicherheit zu bringen, bevor der Landwirt die Wiese mäht.

Die Hamburger Umweltbehörde verweist dagegen auf die jeweiligen Schutzgebietsverordnungen, die in den meisten Naturschutzgebieten das Fliegen von Drohnen grundsätzlich untersagen. Auf Nachfrage begründet sie das Verbot hauptsächlich mit einer möglichen Störung sensibler und streng geschützter Tierarten wie Greifvögel, vor allem zu den Brut- und Aufzuchtzeiten. Wildtierretter Brandt kann das nicht nachvollziehen, denn es gehe um eine sehr kurzzeitige Störung durch die Drohnen-Teams. In Hamburg gibt es 37 Naturschutzgebiete mit einer Größe von insgesamt 7.422 Hektar. Besonders im Randbereich gebe es große bewirtschaftete Wiesen. „Circa die Hälfte davon dürfen glücklicherweise erst nach der Brutzeit gemäht werden“, sagt Brandt.

Tod durch Mähen

Der günstigste Termin zum ersten Mähen im Mai und Juni falle damit genau in die Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit von Rehkitzen, Junghasen und gefährdeten Wiesenbrütern wie Kiebitz oder Wiesenweihe. Brandt: „In Deutschland werden jedes Jahr schätzungsweise 500.000 Wildtiere bei der Mahd verstümmelt und getötet.“ Der 61-Jährige will das ändern und setzt bundesweit auf eine engere Kooperation zwischen Landwirten, Jagdverbänden und Naturschützern.

Um Tiere vor dem Mähtod zu bewahren, gehen bundesweit Hunderte ehrenamtliche Helfer durch Wiesen. Auch mithilfe von optischen Blinkleuchten oder akustischen Signalen sollen Wildtiere vor der Mahd vertrieben werden. Brandt: „Am schnellsten und effektivsten sind jedoch Drohnen mit Wärmebildkameras.“ Bundesweit haben sich rund 300 Kitzretter-Teams bei seinem Verein registriert. Durch die Arbeit mit den Drohnen interessierten sich mehr jüngere, technikaffine Menschen für den Tierschutz, hieß es.