Artikel teilen:

Dressurreiten vor Schloss Nymphenburg

Soll München nach 1972 erneut Olympische Sommerspiele ausrichten? Wenn es nach der bayerischen Staatsregierung und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geht – ja, auf alle Fälle. „Wir finden, die Olympischen und die Paralympischen Spiele sollten in München sein“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Sitzung des Kabinetts am Dienstag im Münchner Olympiastadion. Die Spiele 2024 in Paris hätten gezeigt, dass die olympische Idee neu entdeckt worden sei.

Die Spiele von Paris hatten weltweit für Begeisterung gesorgt: Statt unzähliger neuer Sportstätten, die später wieder verkommen, wurden die Wettbewerbe ins Stadtbild integriert. So fanden etwa die Wettbewerbe im Dressur- oder Springreiten im Schlosspark von Versailles statt und Beachvolleyball vor dem Eiffelturm. Ähnliche Bilder erhofft sich Söder auch in München: So könnte Schloss Nymphenburg als Kulisse fürs Reiten dienen oder Schloss Schleißheim fürs Bogenschießen.

Da die Sportstätten von 1972 so gut wie alle noch erhalten sind und auch genutzt werden, wären Münchner Sommerspiele eine der nachhaltigsten und kostengünstigsten überhaupt, gaben Söder und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu bedenken. Geplant seien Spiele der kurzen Wege, die meisten Sportstätten wären innerhalb von 50 Kilometern zu erreichen. Konkret geht es München um die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Europäische Mitbewerber wären dann wohl Madrid und Rom.

Für München als Austragungsort gebe es weitere gute Argumente, sagte Söder. München sei eine weltweit bekannte Stadt, ein wichtiger Wirtschaftsstandort mit der höchsten Sicherheit in Deutschland, ein Ort mit hoher Lebensqualität und Sympathiewerten. Außerdem habe München oft genug bewiesen, dass es Großereignisse organisieren könne. „Wir würden ein gutes Bild für Deutschland abgeben“, sagte Söder.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erhofft sich von Olympischen Spielen zum einen mehr „positive vibes“ in der Stadt wie zuletzt bei den European Championships 2022 – und vor allem einen Anschub bei wichtigen städtebauliche Fragen: Für Sportler und Funktionäre müssten Tausende neue Wohnungen gebaut werden, die nach den Olympischen Spielen gegen den Wohnraummangel in München helfen sollen. Außerdem würden U- und S-Bahn-Bauprojekte schneller und besser finanziert umgesetzt werden.

Die Kosten für eine Bewerbung schätzt Dieter Reiter auf sechs bis sieben Millionen Euro – eine Summe, die er angesichts des „größten Sportereignisses der Welt“ für angemessen hält. Am 28. Mai wird der Stadtrat entscheiden, ob sich München für Olympische Spiele bewerben soll. Bis zum 31. Mai muss das Bewerbungskonzept beim Deutschen Olympischen Sportbund eingereicht werden. Am 26. Oktober soll dann der Bürgerentscheid stattfinden, ob sich München tatsächlich bewerben soll.

Die Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag begrüßt das Vorhaben grundsätzlich, fordert aber zugleich die Stärkung des Breitensports. Schwimmbäder und Turnhallen müssten dringend saniert werden, damit die bayerischen Talente auch entsprechend gefördert werden könnten. Ein Bürgerentscheid werde nur dann erfolgreich ausgehen, wenn möglichst viele Menschen von der Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele profitierten, sagte der Grünen-Sprecher für Sport, Max Deisenhofer.

Auch der CSU-Kandidat für die Wahl des Oberbürgermeisters 2026, Clemens Baumgärtner, hätte Olympia gern in München. „Die Olympischen Sommerspiele 1972 führten zu einem Sprint in der Entwicklung Münchens.“ Einen solchen Schub erwarte er sich erneut, konkret: den weiteren Ausbau des U-Bahnnetzes, eine schnellere Fertigstellung der zweiten Stammstrecke oder eine bessere Finanzierung der U9. Olympia sei eine tolle Chance, München der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.

Bereits 1972 war München Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. Das sportliche Großereignis kam München in vielerlei Hinsicht zugute: Das U-Bahn- und das S-Bahnnetz entstand, der Olympiapark ist bis heute ein wichtiger Naherholungsort, und aus dem Olympischen Dorf wurden Wohnungen. Trotz der Attacke palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft ist das Bild der „heiteren Spiele“ von München im kollektiven Gedächtnis hängengeblieben. (1680/20.05.2025)