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Dresdner Sinfoniker gastieren mit “Drüben” in Hof

Die Dresdner Sinfoniker sind zum Tag der Deutschen Einheit mit dem Konzert- und Theaterprojekt „Drüben“ im bayerischen Hof zu Gast. In der Freiheitshalle stehe am 3. Oktober die deutsch-deutsche Geschichte im Fokus, sagte der Orchesterintendant und Musiker Markus Rindt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bis zum inszenierten Mauerfall werden die Sinfoniker und das Publikum auf einer Ost- und einer Westseite Platz nehmen.

Das Stück wolle die Atmosphäre des ehemals geteilten Deutschlands „so gut wie möglich einfangen“, sagte Rindt. Schon beim Betreten der Freiheitshalle und des Konzertsaals werden viele kleine Szenen gespielt, vergleichbar mit einem Wimmelbuch. Das Publikum werde per Los in Ost und West geteilt.

„So ein Projekt wie ‘Drüben’ ist wichtig, auch für den Zusammenhalt“, betonte Rindt im epd-Gespräch. Nach wie vor gebe es einen Riss zwischen Ost und West. Dabei erlebe er das Trennende regional sehr unterschiedlich. „Wir haben enorme Mauern innerhalb Deutschlands“, sagte Rindt. Der Hornist und Dirigent mahnte: „Wir müssen in der Gesellschaft viel mehr aufeinander zugehen und eine Kultur des Willkommenseins praktizieren“. Es müsste viel mehr gegen Ausgrenzung geben und für Integration.

Veranstalter des Jubiläumskonzertes zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit in Hof sind neben dem Dresdner Orchester die Stadt Hof und die Stiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“. Das Projekt „Drüben. Eine deutsche Zeitreise“ hatte 2022 im Dresdner Kulturpalast seine Uraufführung.

Rindt floh 1989 aus der DDR in die deutsche Botschaft nach Prag und von dort nach Westdeutschland. In Hof kam er Anfang Oktober 1989 mit tausenden anderen Menschen mit dem Zug an. Dieser Ort sei für ihn persönlich sehr wichtig, sagte er. Mit der Aufführung von „Drüben“ schließe sich für ihn ein Kreis.

„Als wir am 4. Oktober am frühen Morgen in Hof ankamen, war der ganze Bahnhof voller Menschen. Sie haben uns umarmt und beschenkt“, sagte Rindt dem epd. Es sei „ein überwältigender Empfang“ gewesen. Die Menschen hätten die Ankunft der Züge regelrecht gefeiert.

In Hof wird „Drüben“ unter anderem mit jungen Schauspielerinnen und Schauspielern vom Spielclub des örtlichen Theaters und 40 Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Fach- und Berufsoberschule Hof gestaltet. Die Dresdner Sinfoniker spielen unter der Leitung von Jonathan Stockhammer, der im ersten Teil der Veranstaltung auf einem Wachturm dirigieren wird.