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Dreiklang des Friedens in Hohenkirchen

Die Glocken müssen läuten, findet die Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen (MV). Deshalb hat sie zwei neue für die Kirche von Hohenkirchen gießen lassen. Jetzt konnten sie bestaunt werden.

Gemeindemitglieder begleiten die Glockeneinholung von Hohenkirchen
Gemeindemitglieder begleiten die Glockeneinholung von HohenkirchenAnja Fischer

„Wir haben für den Turm ein großes Sanierungspaket geschnürt. Da dachten wir, dass wir auch noch zwei neue Glocken gießen lassen“, erzählt Volker Schwarz. Er ist Küster in der Kirche von Hohenkirchen der Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen westlich von Wismar. Im Turm gebe es massive Schäden im Mauerwerk an der Dachkonstruktion, erklärt er.

Die beiden Eisenglocken, die nach dem Zweiten Weltkrieg Hohenkirchen erhielt, wurden zudem falsch eingebaut. „Das Läuten hat ein Gefahrenpotenzial für den Turm“, sagt er. Darüber hinaus seien sie porös, es gebe Lufteinschlüsse. „Sie könnten von innen her korrodieren und zerspringen.“ Der ehrenamtliche Glockensachverständige im Kirchenkreis Mecklenburg, Claus Peter, riet der Gemeinde daher zur Stilllegung.

Hohenkirchen hat eine Glocke aus dem 14. Jahrhundert

„Also hieß es erstmal: Geld sammeln, schauen, was man machen könnte, ob es noch woanders geeignete gebrauchte Glocken gibt,“ erzählt Volker Schwarz. Ein schwieriges Unterfangen, denn die meisten passten nicht zur Tonlage der noch vorhandenen großen Glocke. „Wir haben ja das große Glück, dass wir am Ende des Zweiten Weltkrieges unsere große Glocke aus dem 14. Jahrhundert wiederbekamen. Davon gibt es nur ganz wenige in Mecklenburg“, sagt Schwarz.

In Manderow am Gutshaus wurden die beiden neuen Glocken begrüßt.
In Manderow am Gutshaus wurden die beiden neuen Glocken begrüßt.Anja Fischer

Der Kirchengemeinderat entschied sich für zwei Neugüsse, Kosten insgesamt: 70 000 Euro. Im Frühling dieses Jahres konnten nun eine mittelgroße und eine kleine Glocke aus Bronze gegossen werden. Sie werden bald das Dreiergeläut von Hohenkirchen komplettieren.

Glockeneinholung gefeiert

Jetzt wurden sie in den Dörfern rund um Hohenkirchen erstmal vorgestellt, fast wie früher. „Wir haben Bilddokumente, auf denen man erkennen kann, wie die letzten Glocken ebenso durch die Ortschaften gefahren wurden, das war damals auch ein ganz großes Schauspektakel“, erzählt Schwarz. „Die Herrschaften, die damals den Kirchengemeinderat repräsentierten, standen mit Zylinder und Frack an den Straßen und natürlich auch die Einwohner. Es gab einen Leiterwagen und Pferde davor.“

Ende September, zum Erntedank-Gottesdienst, wurden die beiden neuen Glocken auf einem offenen Anhänger mit einem Auto durch die Dörfer gefahren. Mit Eichenlaub geschmückt ging es vom Kartoffelhof in Weitendorf zur Kirche nach Proseken, zur Kapelle in Weitendorf, zum Backhaus Alt Jassewitz und den Gutshäusern in Manderow und Groß Walmstorf, bevor der Wagen mit reichlich Begleitung an der Kirche von Hohenkirchen ankam.

Schillers „Das Lied von der Glocke“ rezitiert

„Die Bläser der Gemeinde spielten, dazu gab es Grußworte aller Bürgermeister, Lesungen von Psalmen, und natürlich fehlte auch nicht die Rezitation von Schillers Glocke“, erzählt Pastorin Anja Fischer. Bei der Glockeneinholung konnte auch die Inschrift der Glocken von Nahem bewundert werden. Beide beinhalten die Bitte nach Frieden. „Die Sonntagsglocke, die zum Gottesdienst ruft, hat die Inschrift ‚Da Pacem Domine in Diebus Nostris – Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen‘. Unten steht dann der erste Vers aus dem ersten Lied des Gesangbuches ‚Mach hoch die Tür‘. Die kleinere Glocke hat die Inschrift ‚O Rex Gloriae Christe veni cum pace – Oh König der Ehre, Christus, komm mit Frieden‘. Sie ruft jeden Tag dreimal zum Gebet. Am unteren Rand sind die letzten Worte des Liedes zu lesen“, erläutert Pastorin Anja Fischer.

Turmsanierung kostet rund 700 000 Euro

Der Bürgermeister der Gemeinde Hohenkirchen, Jan van Leeuwen, überraschte die Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen bei der Glockeneinholung mit einer Spende für die Turmsanierung in Höhe von 10 000 Euro. Insgesamt werde die Turmsanierung in Hohenkirchen rund 700 000 Euro kosten. 50 Prozent konnte die Kirchengemeinde aus Spenden aufbringen. Im November soll alles fertig sein, dann werden die beiden neuen Glocken auch eingeweiht.

Die Glocken werden am Sonntag, 16. November, in einem Gottesdienst in Hohenkirchen um 10 Uhr eingeweiht.