Dortmunder Polizeipräsident erinnert an Rolle der Polizei in NS-Zeit

Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange hat am Holocaust-Gedenktag (27. Januar) an die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus erinnert und die Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust betont. „Die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Diktatur darf niemals verblassen. Wir müssen wachsam bleiben und uns aktiv gegen jegliche Form der Verharmlosung des Holocausts stellen“, erklärte Lange am Samstag in Dortmund. Die Geschichte lehre, dass Verdrängung und Relativierung dieser schrecklichen Ereignisse eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft darstellten.

Die Polizei Dortmund habe in der jüngeren Vergangenheit bereits Verharmlosungen des Holocausts unterbunden, betonte der Polizeipräsident. Er verwies darauf, dass etwa sogenannte Corona-Impfgegner auf einigen Versammlungen, auch in Dortmund, Judensterne mit der Aufschrift „Ungeimpft“ trugen. Diese Symbolik wurde sofort strikt verboten, wie Lange betonte. „Diese Behördenlinie werden wir auch in anderen Kontexten beibehalten und entschieden gegen jegliche Versuche vorgehen, die Schrecken der Nationalsozialisten zu relativieren oder für eigene Zwecke zu instrumentalisieren.“

Die Polizei Dortmund setze sich auch intern mit ihrer damaligen Rolle im Nationalsozialismus auseinander, erklärte Lange und verwies auf die Polizeiausstellung 110 im Polizeipräsidium Dortmund. Diese enthalte einen eigenen Themenraum „Polizei im NS-Staat“. Auch die Rolle der Steinwache Dortmund, in der zwischen 1933 und 1945 über 60.000 Menschen inhaftiert waren, werde beleuchtet. Dortmunder Polizisten seien darüber hinaus an vielen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs eingesetzt und an NS-Verbrechen beteiligt gewesen. Einer der Haupteinsatzorte für Dortmunder Schutzpolizisten etwa sei Warschau gewesen, wo das „Polizeibataillon 61“ das dortige Ghetto bewachte. Auch an Deportationen in Konzentrationslager seien Dortmunder Polizisten beteiligt gewesen, erinnerte Lange.

Die Ausstellung beleuchtet den Angaben nach auch die Rolle derjenigen Polizisten, die nach dem Krieg wieder in den Polizeidienst zurückkehrten. Zu ihnen zählt Eduard Spengler, SS-Untersturmführer. Er nahm im Rahmen eines Sonderkommandos unter anderem an Mordeinsätzen in Osteuropa teil, wie Lange erläuterte. Nach Kriegsende wurde Spengler dann Kripo-Leiter im Kreis Unna, kam dann nach Dortmund, wo er bis 1961 verschiedene Kriminalkommissariate leitete. Spengler wurde 1966 vom Essener Landgericht wegen Beihilfe zum Mord an 400 Juden zu vier Jahren Zuchthausstrafe verurteilt.