Dokumentation über Wehrmachts-Deserteur Baumann erneut im Kino

Der Mitbegründer der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, steht im Mittelpunkt eines Dokumentarfilms, den das Bremer Kommunalkino „City 46“ am 2. Februar zeigt. Die Produktion unter dem Titel „Die Liebe zum Leben“ handele „vom Mut zum Desertieren, von der Kraft des Sich-Treu-Bleibens und einer Vision, die die Bundesrepublik verändert hat“, teilte die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung am Freitag in Bremen mit.

Die Vorstellung soll um 17.30 Uhr beginnen. Im Anschluss ist den Angaben zufolge eine Diskussion mit der Bremer Filmemacherin Annette Ortlieb und dem Historiker Marcus Meyer von der Landeszentrale für politische Bildung geplant. Die Premiere war Mitte November im Bremer Filmkunsttheater „Gondel“ zu sehen.

Der Bremer Ludwig Baumann ist im Juli 2018 im Alter von 96 Jahren gestorben. Mit anderen Soldaten desertierte der gebürtige Hamburger 1942 als Marinegefreiter im französischen Bordeaux. Er wurde gefasst, gefoltert und verurteilt. Zehn Monate verbrachte er in der Todeszelle. Dann wurde das Urteil nach einer Intervention seines einflussreichen Vaters in eine zwölfjährige Zuchthausstrafe umgewandelt.

Im Nachkriegsdeutschland wurden Wehrmachtsdeserteure wie er lange als Feiglinge, „Drecksäcke“ und Vaterlandsverräter angefeindet. Von der NS-Militärjustiz wurden rund 30.000 Deserteure, Verweigerer und „Kriegsverräter“ zum Tode verurteilt und etwa 20.000 hingerichtet. Deserteure wie Baumann hat der Deutsche Bundestag bis 2009 in drei Etappen rehabilitiert – maßgeblich vorangetrieben durch den Bremer Friedensaktivisten.