Nach längeren Um- und Neubauarbeiten ist am Mittwoch die “Dokumentation Obersalzberg” wiedereröffnet worden. Lieferengpässe bei Materialien verzögerten laut bayerischem Finanzministerium das Einfügen der neuen Dauerausstellung in den Erweiterungsbau um drei Jahre. Das bisherige Ausstellungsgebäude wurde parallel zum Bildungszentrum umgebaut.
Der Obersalzberg über dem Königssee bei Berchtesgaden war seit 1923 Adolf Hitlers Feriendomizil. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde er zum zweiten Regierungssitz ausgebaut. Die im Oktober 1999 eröffnete Dokumentation war ursprünglich für nicht mehr als 40.000 Gäste gedacht. Doch zuletzt wollten etwa 170.000 Menschen jährlich die Ausstellung über die Geschichte des Obersalzbergs und die Zeit des Nationalsozialismus sehen. Das war der Hauptgrund für den Umbau.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte den Nationalsozialismus auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) das dunkelste Kapitel der Weltgeschichte. “Wir müssen fortwährend erinnern und mahnen, damit sich die Gräuel nie mehr wiederholen.” In der Ausstellung werde der Wahnsinn des Nationalsozialismus entlarvt, so Söder. Aus einer Bilderbuch-Landschaft heraus seien schlimmste Entscheidungen zu Größenwahn, Hass und Vernichtung getroffen worden.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte, die Bedeutung von “steinernen Zeitzeugen” wie Museen nehme zu, weil es bald keine Holocaustüberlebenden mehr gebe.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, verwies auf eine zunehmende Demokratiefeindlichkeit. Dies erfülle ihn mit Angst und Sorge. Gedenken und Erinnern habe nichts mit Schuldübertragung auf heutige Generationen zu tun: “Erinnerung ist Verantwortung für unseren demokratischen Rechtsstaat und unsere gemeinsame Zukunft.”
Trägerin der Dokumentation ist die Berchtesgadener Landesstiftung. Für die Dauerausstellung unter dem Titel “Idyll und Verbrechen” ist nun deutlich mehr Platz. Mehr als 350 Exponate und viele multimediale Elemente vermitteln die Geschichte des Ortes. Wissenschaftlich betreut wird die Schau vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin.