Dokument offenbart Kandidaten bei Wahl von Kölner Erzbischof Frings
Von ihm stamm das Wort “Fringsen”. Denn das Stehlen für den Eigenbedarf in der Not der Nachkriegszeit sah der frühere Kölner Kardinal Josef Frings als legitim an. Zu seiner Wahl zum Erzbischof gibt es nun neue Erkenntnisse.
Ein bisher unbekanntes Dokument offenbart neue Erkenntnisse zur Wahl von Josef Frings (1887-1978) zum Erzbischof von Köln vor 82 Jahren. Auf der päpstlichen Dreierliste, aus dem das Domkapitel damals den neuen Leiter der Erzdiözese auswählen konnte, standen neben Frings, der zu diesem Zeitpunkt das Kölner Priesterseminar leitete, der Trierer Bischof Franz Rudolf Bornewasser und Wendelin Rauch aus Freiburg, der dort Direktor des Priesterseminars und später Erzbischof war. Das teilte das Erzbistum Köln am Dienstag mit. Das Dokument aus dem Archiv des Domkapitels sei dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln zur Aufbewahrung und für Forschungszwecke übergeben worden. Verfasst habe es 1967 der Kölner Domkapitular Wilhelm Corsten, der selbst an der Wahl von Frings 1942 beteilgt gewesen sei.
Die Bischofswahl im Erzbistum Köln erfolgt nach den Regeln des sogenannten Preußenkonkordats von 1929, das mehrere Stufen vorsieht. Zunächst schlagen das Domkapitel und andere Akteure dem Vatikan Kandidaten vor und erstellen entsprechende Listen. Die Bischofskongregation in Rom stellt aus allen Namen eine Dreierliste zusammen. Die geht an den Papst, der die Personen akzeptieren oder durch andere ersetzen kann. Hat der Papst seine Dreierliste endgültig festgelegt, gelangt diese an das Domkapitel, das daraus den Erzbischof wählt.
Laut Erzbistum schien die Liste darauf ausgelegt zu sein, die Wahl von Frings zu sichern. Er stand von 1942 bis 1969 an der Spitze der Erzdiözese. Der Kardinal selbst sagte einmal über das Wahl-Verfahren den politisch unkorrekten Satz: “Auf der Dreierliste stehen ein Neger, ein Chinese und der, der es werden soll.”
Laut Erzbistum schlug das Domkapitel dem Papst im April 1941 zwei Kandidaten vor, die nicht auf die päpstliche Auswahlliste gelangten: Bischof Hermann Wilhelm Berning aus Osnabrück und den früheren Kölner Generalvikar Emmerich David.
Frings gehörte zu den prägenden Gestalten der deutschen Nachkriegskirche. Als volksnaher Fürsprecher der notleidenden Bevölkerung hatte der Erzbischof eine wichtige Rolle in der Zeit des Wiederaufbaus. Berühmt wurde Frings’ Silvesterpredigt 1946, in der er den Diebstahl des “Lebensnotwendigen”, von Kohle und Lebensmitteln, erlaubte. Als “Fringsen” hat sich dieses Stehlen für den Eigenbedarf in der deutschen Sprache verewigt. Von 1945 bis 1965 war er Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz. Zudem begründete er die Hilfswerke Misereor und Adveniat.