Documenta bekommt Wissenschaftlichen Beirat

Die documenta und Museum Fridericianum gGmbH in Kassel bekommt einen Wissenschaftlichen Beirat und einen größeren Aufsichtsrat. Das habe die Stadtverordnetenversammlung am Montag beschlossen, teilte die Stadt Kassel am Montagabend mit. Der Beirat solle als Instanz zur fachlichen Beratung und Unterstützung des Aufsichtsrats sowie der Geschäftsführung dienen. Seine Aufgabe solle es sein, aktuelle gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskussionen aufzugreifen, die fachlich-kuratorische Vernetzung der documenta gGmbH zu fördern sowie internationale und plurale Perspektiven einzubringen. Ein Datum für die Einrichtung des Beirats gebe es noch nicht, sagte ein Sprecher der Stadt dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Mit den beschlossenen Änderungen für eine Neuausrichtung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH sei die Organisation „für kommende documenta-Ausstellungen deutlich gestärkt und ertüchtigt, um souverän und angemessen kritisch im Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und Schutz der Menschenwürde zu agieren“ sagte Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne). Der Schutz der künstlerischen Freiheit werde verbunden „mit einem klaren und anwendungssicheren Instrumentarium zur effektiven Abwehr und Positionierung der Institution gegen rassistische und antisemitische Haltungen“, so Schoeler, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH ist.

Der Aufsichtsrat der Gesellschaft soll den Angaben zufolge um drei Mitglieder erweitert werden. Dabei handele es sich um zwei Vertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie um den Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirats als nicht stimmberechtigtes Mitglied. Mit dem Beschluss der Stadtverordneten sei der Magistrat der Stadt Kassel ermächtigt, die beschlossenen Maßnahmen mit dem Mitgesellschafter Land Hessen umzusetzen.

Dem Veränderungsprozess vorausgegangen war der Antisemitismusskandal rund um die documenta 15 im Jahr 2022.
Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni war das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs „Taring Padi“ wegen antisemitischer Motive abgehängt worden. Weitere israelfeindliche Werke und Filme wurden als antisemitisch kritisiert. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde abberufen.

Mitte November 2023 war die gesamte Findungskommission für die documenta 16 im Jahr 2027 zurückgetreten. Vorangegangen waren der Rückzug der israelischen Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger aus dem Gremium, den sie mit dem Überfall der Hamas auf Israel begründete, sowie der Rücktritt des indischen Kommissionsmitglieds Ranjit Hoskoté, der 2019 ein antisemitisches Statement unterzeichnet hatte.