DJS-Leiterin: Journalisten müssen Haltung zeigen für die Demokratie

Medienschaffende müssen nach Überzeugung der Leiterin der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München, Henriette Löwisch, immer Partei für die Demokratie ergreifen. „Hier heißt es Haltung zeigen und sich zugleich selbst hinterfragen“, sagte Löwisch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Konkret werde es beim Umgang mit Rechtsextremismus: „Inwieweit berichtet man über Rechtsextreme, wie geht man mit entsprechenden Parteien wie der AfD um, darf man bestimmten Leute eine Bühne bieten?“ Diese Debatte müsse geführt werden, mahnte Löwisch.

Die DJS feiert am kommenden Montag (3. Juni) mit einem großen Festakt ihr 75-jähriges Bestehen. Erwartet werden im Prinzregententheater unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Die DJS gilt als eine der renommiertesten Ausbildungsstätten für Journalismus im deutschsprachigen Raum. Sie wurde 1949 von Werner Friedmann gegründet, um nach der Zeit des Nationalsozialismus wieder eine freie Presse zu etablieren. Seitdem haben mehr als 2.600 junge Menschen die Ausbildung zum Redakteur oder zur Redakteurin durchlaufen.

„Wir suchen Leute, die die Wahrheit lieben“, betonte Löwisch. „Journalisten sollen nichts wiederkäuen, was ihnen andere vorgekaut haben. Das war 1949 nach dem Ende des NS-Regimes ein ganz besonderer Auftrag für die DJS.“ Ein Auftrag, der heute in Zeiten von „Fake News“ aktueller denn je ist: Die Bedeutung des Recherchierens habe nochmal zugenommen, sagte Löwisch. Journalistinnen und Journalisten müssten ihre Komfortzonen verlassen, rausgehen und mit den Menschen reden. „Aus der eigenen Blase für die eigene Blase berichten“ – das funktioniere nicht.

Die Schülerinnen und Schüler der DJS hätten meist ein Studium, häufig der Sozial- oder Geisteswissenschaften, sagte Löwisch. Viele, aber nicht alle, kämen aus einer Akademiker-Familie und stammten aus einer Großstadt. Der Anteil von Menschen etwa mit Migrationsgeschichte oder einem nicht-akademischen Hintergrund sei vergleichsweise gering. „Wir versuchen daher, diverser zu werden.“ Denn man wolle ja auch die Leute erreichen, „die nicht zu unserem Milieu gehören“. Pro Ausbildungsjahrgang werden 45 Plätze vergeben, die Zahl der Bewerbungen ist aber traditionell deutlich höher.

Die DJS wird nach eigenen Angaben von 60 Medienhäusern, Institutionen, Unternehmen und Stiftungen finanziert. Bekannte Absolventen sind etwa Günther Jauch (RTL-Moderator), Sandra Maischberger (ARD-Moderatorin), Ulrich Wilhelm (früherer Intendant des Bayerischen Rundfunks), Volker Herres (früherer ARD-Programmdirektor) oder Axel Hacke (Buchautor).(01/1616/29.05.2024)