DIW: Frauen leisten in Deutschland deutlich mehr Sorgearbeit

Kinderbetreuung und Hausarbeit in Familien sind einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Deutschland zwischen Frauen und Männern immer noch deutlich ungleich verteilt. Vor der Geburt eines Kindes teilt sich etwa die Hälfte der Paare Hausarbeit annähernd gleich auf, mit der Familiengründung ist das nur noch bei rund einem Viertel der Fall, wie aus dem am Montag vom DIW veröffentlichten Bericht zum Thema hervorgeht. In vielen Familien übernimmt demnach die Mutter überwiegend oder ausschließlich die Sorgearbeit.

Besonders deutlich ist demnach der sogenannte Gender Care Gap – der geschlechtsspezifische Unterschied bei Kinderbetreuung und Hausarbeit – bei Personen zwischen 35 und 39 Jahren. In dieser Altersgruppe übernehmen Frauen laut DIW mehr als doppelt so viel Sorgearbeit wie Männer.

Gleichzeitig konstatiert das DIW, dass die während der Kita- und Schulschließungen in der Corona-Pandemie noch deutlicher auseinanderklaffende Lücke inzwischen wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgegangen ist. „Die Befürchtung, dass es durch die Pandemie zu einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen kommt, hat sich nicht bestätigt“, erklärte der Mitautor der Untersuchung, Jonas Jessen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark sei der Geschlechtsunterschied bei der Hausarbeit in Deutschland aber nach wie vor hoch.

Die Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW, Katharina Wrohlich, verwies auf den Zusammenhang zwischen Gender Care Gap und dem sogenannten Gender Pay Gap, der nach wie vor bestehenden Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Es benachteilige Frauen auf dem Arbeitsmarkt, dass sie mehr Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen als Männer. Wer daran etwas ändern wolle, müsse auch das Thema Sorgearbeit in den Fokus nehmen.

In der vergangenen Woche hatte das Statistische Bundesamt seine Zeitverwendungserhebung veröffentlicht, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Demnach leisten Frauen 43,8 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer, vor zehn Jahren waren es 52 Prozent.