Lahav Shani äußert sich erstmals zur Konzertabsage der Münchner Philharmoniker in Gent. Er nennt die Entscheidung “bedauerlich” und kritisiert politischen Druck. Auch zum Nahostkonflikt bezieht er Stellung.
Nach der Absage eines Konzerts der Münchner Philharmoniker im flämischen Gent hat deren künftiger Chefdirigent Lahav Shani die Entscheidung als “bedauerlich” bezeichnet. Das geht aus einem Statement auf der Homepage der Philharmoniker hervor. “Die Festivalleitung handelte unter dem Vorwand, dass ‘Musik eine Quelle der Verbindung und Versöhnung sein sollte’, wie in den Medien zitiert wurde”, so Shani weiter. “Doch damit entleerte sie die Aussage jeglicher Bedeutung, indem sie politischem Druck nachgab und von mir eine politische Stellungnahme verlangte, obwohl ich mich seit langem öffentlich für Frieden und Versöhnung einsetze.”
Shani nannte den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ein “schreckliches, noch nie da gewesenes Ereignis”, das keinen Israeli unberührt gelassen habe. “Dennoch habe ich, wie viele Israelis, meine menschlichen Werte nicht aufgegeben. Die Bilder und Zeugnisse aus dem Gazastreifen sind zutiefst erschütternd, und es ist unmöglich, dem Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen inmitten der Katastrophe, die dieser Krieg über sie gebracht hat, gleichgültig gegenüberzustehen. Es muss alles getan werden, um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden und den langen Prozess der Heilung und des Wiederaufbaus beider Gesellschaften zu beginnen.”
Der künftige Chefdirigent des Orchesters, der auch das Israel Philharmonic Orchestra leitet, dankte zugleich den Philharmonikern und allen anderen, die ihn unterstützt hätten. “Ebenfalls von großer Bedeutung war die Solidaritätserklärung des belgischen Premierministers durch seinen Besuch unseres Konzerts in Essen am vergangenen Samstag. Schließlich fühle ich mich sehr geehrt, dass der deutsche Bundespräsident mich gestern ins Schloss Bellevue eingeladen hat.”
Auch für die Möglichkeit, statt des Konzerts in Gent am vergangenen Sonntag in Berlin aufzutreten, sei er sehr dankbar: “Wir bei den Münchner Philharmonikern sind alle sehr gerührt von dieser Geste, die ein perfektes Beispiel für die Macht der Musik darstellt – die Macht, Menschen zu verbinden, anstatt sie zu trennen.”
Die Münchner Philharmoniker gehören zu den führenden Orchestern Europas. Ab der Saison 2026/27 übernimmt Lahav Shani, geboren 1989 in Tel Aviv und einer der profiliertesten Dirigenten seiner Generation, die Position des Chefdirigenten. Das abgesagte Konzert in Gent sollte ein Höhepunkt ihrer Europatournee werden.