Dirigent Nagano: Komponist Messiaen war tiefgläubig

Die einzige Oper des Kirchenmusikers Olivier Messiaen kommt in der Hamburger Elbphilharmonie auf die Bühne. Sie zeichnet das Leben des heiligen Franz von Assisi nach. Dirigent Kent Nagano spricht über die Hintergründe.

Der französische Komponist und Kirchenmusiker Olivier Messiaen war nach Worten des international bekannten Dirigenten Kent Nagano tiefgläubig. “Der Glaube spielte die Hauptrolle in seinem Leben”, sagte der Messiaen-Schüler im Interview der in Hamburg erscheinenden “Neuen Kirchenzeitung” (online). “Der Glaube, das Gespräch mit Gott und religiöse Schriften waren seine Inspirationsquellen, die ihn auf wundersame Weise in die Lage versetzten, ein Kunstwerk hervorzubringen”, so der Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper.

Messiaen (1908-1992) habe aber nicht erwartet, dass die Zuhörer seine Musik aus eben solcher Gläubigkeit heraus erfahren, sondern dass sie sie aus ihrer individuellen Lebenserfahrung und ihrer Vorstellungskraft heraus entdecken. “Messiaen ist mehrfach gefragt worden, ob man Katholik sein müsse, um seine Musik zu verstehen. Und er hat stets gesagt: absolut nicht.”

Nagano will Anfang Juni Messiaens selten gespielte Oper “Saint Francois d’Assise” in der Hamburger Elbphilharmonie aufführen. Sie beschäftigt sich mit dem Leben des heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226). Nagano war an der Uraufführung der Oper 1983 in Paris beteiligt.

Der heilige Franziskus ist nach Auffassung des Dirigenten auch heute noch interessant, weil er ein besonderes Verhältnis zur Natur hatte. “Das Thema Natur hat heute eine dramatische Bedeutung. Stets geht es in den Nachrichten um das Klima und wir hören von Naturkatastrophen. Ich denke, dass die Ideen von Franziskus daher auch präsent bleiben, selbst, wenn immer weniger Menschen in die Kirche gehen oder aus christlichen Kirchen hierzulande austreten.”

Auch für Nagano selbst spielt Religiosität nach eigenen Worten eine wichtige Rolle. “Vom dritten Lebensjahr an bin ich mit der Kirche aufgewachsen”, so der 72-jährige US-Amerikaner. “Durch die Kirche habe ich viel Unterstützung bei meiner musikalischen Ausbildung erfahren. Nicht nur im Chor, an der Bratsche, sondern auch an der Orgel und durch die Musik im Gottesdienst.”