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Direktor der Evangelischen Akademie: Maß und Mitte suchen

Von der Suche nach Gerechtigkeit spricht Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, in der evangelischen Morgenfeier am Sonntag beim Radiosender Bayern1. Sehe man sich um, falle immer wieder auf, dass das Leben nicht gerecht ist, sagt Hahn laut Manuskript. Sogar in der Bibel gebe es im Alten Testament eine Geschichte des Predigers, die dies thematisiere: „Nicht allen, die sich an Gottes Gebote halten, geht es gut. Zugleich stellt er fest: Nicht allen, die lügen, betrügen oder morden, geht es schlecht. Das Leben ist nicht fair. Auch das Leben mit Gott nicht“, so Hahn. Der Schluss, den der Prediger daraus zieht, sei, ein Leben mit Maß und Mitte zu führen. Diesem Gedanken zu folgen, würde bedeuten, „sich der üblichen Logik zu verweigern: Gut – böse, schwarz – weiß, entweder – oder“, interpretiert Hahn.

Kein Maß und keine Mitte gebe es jedoch bei rechtsradikalem, nationalistischem, antidemokratischem, rassistischem und antisemitischem Gedankengut. Die Geschichte zeige, wenn Konsens und Kompromiss mit allen Mitteln bekämpft werden, ende dies in der Diktatur. „Vor diesem Hintergrund ist die Bundesrepublik der erklärte Gegenentwurf“, sagt Hahn. Konflikte politisch und sozial verträglich auszutragen bedeute auch, Mehrdeutigkeit zuzulassen. Es sei die Stärke der Demokratie, dass sie den Ausgleich zwischen den Extremen sucht. „Zum Beispiel beim Thema Migration zwischen völliger Abschottung und schrankenloser Öffnung. Hier ist es notwendig, den Vereinfachern nicht das Wort zu reden.“

Gott ernst zu nehmen sei der biblische Kompass für die Suche „nach dem Kompromiss, der allen dient“, findet der Akademiedirektor. Sich auf das Machbare und Erreichbare zu konzentrieren, „ist für mich immer wieder der Impuls, das Vertrauen nicht zu verlieren: das Vertrauen auf Gott. Dass ich vieles, was geschieht, nicht verstehen kann, dass ich akzeptieren muss, dass die Welt unvollkommen ist“. Der Prediger sage: „Was du ändern kannst, sollst du ändern. Damit es in der Welt ein Stück gerechter zugeht. Ich muss es ja nicht allein tun, sondern am besten zusammen mit anderen.“ (0566/16.02.2025)