Dieser Name verbindet

Die Luther-Kirche in Bad Neuenahr ist bei der Flut im Juli zerstört worden – und die Luther-Kirche in Tralau bei Bad Oldesloe startet eine Spendenaktion. Bundesweit folgen viele gleichnamige Gemeinden.

Pfarrer Friedemann Bach zeigt im Juli die verwüstete Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr
Pfarrer Friedemann Bach zeigt im Juli die verwüstete Martin-Luther-Kirche in Bad NeuenahrMarcel Kuß

Bad Neuenahr/Hamburg/Tralau. Die meterhohen Wellen und Tonnen von Schlick und Geröll haben Spuren hinterlassen. In den Orten, im Leben der Menschen und auch in der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr. Das neugotische Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert liegt unmittelbar an der Ahr an einer Brücke. Die Brücke gibt es seit dem 14. Juli nicht mehr. Auch die Martin-Luther-Kirche ist seither geschlossen.

„Wir ziehen alle am gleichen Strang“, schreibt Christian Carstens. Auch er ist Pastor in einer Martin-Luther-Kirche knapp 500 Kilometer weiter nördlich im Hamburger Stadtteil Iserbrook. So wie seine Gemeinde haben unzählige andere Martin-Luther-Kirchen in ganz Deutschland für ihre überflutete Namensvetterin gespendet. Doch die Idee zu dieser Aktion ist weitere 50 Kilometer nördlich zu suchen: im schleswig-holsteinischen Tralau. Auch hier: eine Martin-Luther-Kirche. Sie gehört zur Kirchengemeinde Oldesloe.

Kirche schwer getroffen

„Ich kenne das Gefühl aus der Familie. Meine Schwester lebt an der Mosel und ist schon zwei Mal untergegangen“, sagt Bettina Gräfin Kerssenbrock, Tralauerin und Mitglied im Kirchengemeinderat. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal habe sie im Internet nach Möglichkeiten gesucht zu helfen und sei dabei auf die Martin-Luther-Kirche, eine der am schwersten getroffenen Kirchen der Region, gestoßen.

Bettina Gräfin Kerssenbrock vor der Martin-Luther-Kirche in Tralau
Bettina Gräfin Kerssenbrock vor der Martin-Luther-Kirche in TralauJohanna Tyrell

Einen Meter hoch habe das Wasser im Kirchraum gestanden, schreibt der dortige Pastor Friedemann Bach. Altar, Orgel, Klavier, Stühle und Gesangbücher sind zerstört worden. Die Technik im Büro ist verwüstet, das Gemeindearchiv verloren. Das Material für Taufen, Trauungen und Beerdigungen samt Bibeln kann man nicht mehr benutzen. Erst im vergangenen Jahr sei das Gemeindehaus für mehr als eine Million Euro restauriert worden, erzählt Pastor Bach. Nun sind die Decken eingestürzt, Heizung und Jugendräume unbrauchbar.

„Wenn man in Ahrweiler schon durch die Pandemie dieselben finanziellen Schwierigkeiten hat wie wir, mag ich mir nicht vorstellen, wie lang die tatsächliche Wiederherstellung von allem Zerstörten dauern kann“, so Kerssenbrock. Sie begann zu recherchieren, und zwar nach anderen Martin-Luther-Gemeinden, Luthergemeinden und Martin-Luther-Kirchen. Deutschlandweit. Nach und nach schrieb sie 100 Gemeinden an. Sie appellierte an die Solidargemeinschaft und daran, ganz im Sinne ihres Namensgebers ein „Apfelbäumchen“ zu senden.

Ein Zeichen gesetzt

Rund ein Viertel hat geantwortet. „Ich weiß nicht, wie viel zusammenkommt“, so Kerssenbrock. Denn die Gemeinden spendeten direkt. So auch die Gemeinde der Lutherkirche in Hamburg-Wellingsbüttel, die bei Kasualien sammelte. „Der Anknüpfungspunkt mit dem Namen war, glaube ich, genau richtig“, sagt Gräfin Kerssenbrock. Auch wenn die Spenden der Martin-Luther-Kirchen an der Ahr sicherlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein seien: „Ich hoffe, dass es der Gemeinde in Neuen­ahr den Rücken stärkt und ein Zeichen ist durchzuhalten.“